60 Prozent Universitätsabsolventen sind im Iran weiblich

8. April 2017, 21:58

In den Anfängen der Revolution vor 30 Jahren war es Männern verboten, an Mädchenschulen zu unterrichten. Es dauerte eine Weile, bis Lehrerinnen ausgebildet waren, vor allem im Wissenschaftsbereich, sagt die Direktorin des Mittel-Ost-Programms des Woodrow Wilson Centers für Scholars in den USA Haleh Esfandiari. Buben und Mädchen seien heute in der Ausbildung gleichberechtigt.

"Der Zugang zu Bildung ist für Buben und Mädchen gleich im Iran. An den Universitäten sind sogar mehr junge Frauen unter den Erstsemestrigen als junge Männer. Das beweist, dass die Mädchen in der Schule allgemein besser sind als die Buben und auch bei den Aufnahmeprüfungen an den Universitäten erfolgreicher sind. Allerdings bedeutet ein Abschluss an der Universität für die jungen Frauen nicht, dass sie auch Zugang zu Beschäftigung haben. Hier beginnt es problematisch zu werden", sagt Haleh Esfandiari.

Hohe Arbeitslosigkeit unter Frauen

Unter den jungen Frauen beträgt die Arbeitslosenrate 27 Prozent im Iran. Damit liegt sie um fünf Prozent über dem Durchschnitt. "Wenn es Arbeit gibt, tendiert man im Iran dazu, Männer zu beschäftigen. Das liegt an der Mentalität der Iraner: der Mann ist traditionellerweise der Brotgeber in der Familie", meint Esfandiari.

Frauen im Iran wollen durch Bildung einen besseren Status in der Gesellschaft erreichen.

"Wir haben im Iran die höchste Alphabetisierungsquote der Länder des mittleren Ostens: 80 Prozent der Iraner können lesen und schreiben. Aber die verstärkte Bildung unter den Frauen ist nicht nur ein iranisches Phänomen. Wenn man sich andere Länder des persischen Golfs ansieht, fällt einem sofort auf, dass der Anteil von gebildeten Frauen relativ hoch ist.

Im Iran gibt es auch eigene Frauenuniversitäten, deren Curricula auf die Bedürfnisse von Frauen ausgerichtet sind.