Die Folgen für die Kunstlandschaft
Nach dem Tod Leopolds
Der Kunstsammler und Museumsdirektor Rudolf Leopold ist am Dienstag kurz nach seinem 85. Geburtstag in Wien verstorben. Was sind die Folgen seines Ablebens für die österreichische Kunstlandschaft? Und Was passiert mit der Sammlung Leopold II?
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 30.06.2010
Diethard Leopold und der kaufmännischen Direktor des Museums, Peter Weinhäupl, im Gespräch.
Leopold hatte die größte und wichtigste private Kunstsammlung des Landes zusammengetragen, die seit 2001 in dem eigens dafür errichteten Leopold Museum im Wiener MuseumsQuartier ausgestellt wird. Dort war er als Stifter und Direktor auf Lebenszeit freilich auch im Vorstand und als Privatmann hat er in den letzten knapp 20 Jahren auch eine zweite stattliche Sammlung angelegt.
Kultur aktuell, 30.06.2010
Streit um "Bildnis Wally"
Ein ganz wesentliches Anliegen von Rudolf Leopold war neben seiner ununterbrochenen Sammeltätigkeit bis zuletzt die Erreichung eins Vergleichs in Sachen "Bildnis Wally", um es zurück nach Wien zu holen. Zu Erinnerung: 1998 wurde das Schiele-Gemälde, nachdem Erben des ursprünglichen Besitzers Ansprüche gestellt haben, in New York beschlagnahmt.
Neben der nun notwendigen Findung eines Nachfolgers als künstlerischer Direktor und allen anderen Fragen, wie es nun weitergeht, wird sich wohl auch damit die für heute eilig einberufene Stiftungsvorstandssitzung auseinandersetzen müssen.
Davon ist Alfred Weidinger, Vizedirektor des Belvedere, Kunsthistoriker und langjähriger Leopold-Vertrauter, überzeugt: "Also ich glaube, dass der Stiftungsvorstand jetzt angerufen ist, sich genau das zu überlegen. Jeden Tag kostet dieses Gemälde und das ganze Verfahren sehr viel Geld. Die Stiftung wird sich überlegen müssen, ob sie sich das leisten kann und wie überhaupt die Chancen sind. Ich denke, dass man jetzt auch vielleicht eine objektivere Möglichkeit hat, das Thema anzugehen, auch aus der Sicht von Leopold."
Bund hat Mehrheit im Stiftungsvorstand
Dazu kommt, dass nach dem Ableben von Rudolf Leopold jetzt im Stiftungsvorstand die vier Vertreter des Bundes gegenüber den mit Ehefrau Elisabeth Leopold, Sohn Diethard Leopold sowie Anwalt Andreas Nödl nunmehr dreien von der Seite Leopold in der Mehrheit sind. Somit liegt ein wesentliches Entscheidungsgewicht in Sachen Nachfolge derzeit bei Kulturministerin Schmied, die wohl auch möglichst bald davon Gebrauch machen sollte.
Eine grundsätzliche Umwandlung in ein Bundesmuseum ist angesichts der damit verbundenen Mehrkosten allerdings nicht zu erwarten. Doch da gibt es ja auch noch die neue Sammlung II - was wird mit ihr geschehen? Der Stiftung wollte sie Leopold nie vererben. Ein zweites Museum also? Oder auf den Kunstmarkt damit? Wäre das nicht unklug?
"Also auf einmal kommt das ja nicht auf den Markt", so Weidinger. "Da ist die Familie Leopold und auch all die Berater, die es jetzt geben wird Profi genug, dass sie wissen, nicht die Sammlung Leopold II sofort auf den Markt zu schicken. Die Frage nach einem Museum, die Leopold ja selbst mehrfach diskutiert hat und auch mit Vertretern der Stadt Wien besprochen hat, macht aus meiner Sicht überhaupt keinen Sinn. Die Sammlung Leopold I ist hervorragend bestückt, es gibt kaum Lücken. Ich denke das wird ein Fall für den Kunstmarkt werden und das ist auch durchaus im Sinne von Leopold, der sein ganzes Leben lang am Kunstmarkt operativ mitgearbeitet hat - bis zuletzt, bis zu seinem letzten Atemzug würde ich meinen."
Leopold hinterlässt Lücke
Alfred Weidinger, als Klimt-Monograph und auch sonst exzellenter Kenner der Inhalte der Sammlung Leopold selbst ein gut vorstellbarer Kandidat für die Leopold-Nachfolge ist überzeugt: Dem Kunstmarkt wird Rudolf Leopold in jedem Fall fehlen. Das bestätigt auch Martin Böhm, Direktor des Wiener Auktionshauses Dorotheum. Denn nur wenige heimische Sammler haben den Markt derart stimuliert, große Teile der Sammlung eins wurden ja auch im Dorotheum ersteigert. Und zwar nicht nur im Bereich Moderne.
"Sein berühmtes Auge, das ihm auch so wichtig war als Experte, das wurde von sehr vielen Leuten zurate gezogen", so Böhm, "vor allem auch im 19. Jahrhundert, was man oft nicht weiß. Er war ein ausgewiesener Fachmann für Waldmüller, Gauermann und Rudolf von Alt. Er hat auch eine wirklich prachtvolle Sammlung aufgebaut auf diesem Gebiet."
Als faszinierende, wenn auch immer wieder in Kontroversen verstrickte Persönlichkeit wird Rudolf Leopold der Kunstlandschaft in mannigfaltigen Facetten fehlen. Als ebenso streitbarer wie auch leidenschaftlicher Sammler ist seine Position in der Kunstgeschichte schon längst eine herausragende.