Ein elitäres Opernfestival

Festival Aix en Provence

Vom 1. bis zum 21. Juli findet im südfranzösischen Aix en Provence die mittlerweile 62. Ausgabe der dortigen Opernfestspiele statt. Aix, das gerne als das französische Salzburg bezeichnet wird, werden jetzt im 3. Jahr nach Stephane Lissner vom ehemaligen Direktor der Brüsseler Oper La Monnaie, Bernard Foccroulle, geleitet.

Kultur aktuell, 01.07.2010

Aix 2010 bietet ein Programm, das erstmals zu 100 Prozent vom 2007 neu berufenen Festivaldirektor Bernard Foccroulle gestaltet wurde. Damit beginnt bei den Festspielen in der provenzalischen Universitätsstadt – die rund 65.000 Zuschauer anziehen und über ein Budget von 20 Millionen Euro verfügen - eine Art neuer Zyklus, wobei auffällig ist, dass die ganz großen Namen von Regisseuren oder Dirigenten, wie man dies unter Stephane Lissner gewohnt war, dieses Jahr fehlen - vielleicht mit Ausnahme der Tatsache, dass das London Symphony Orchestra heuer in Aix eine mehrjährige Residenz beginnt.

Bernard Foccroulle zum Programm: "Der Kern der Identität des Festivals von Aix ist Mozart. Dieses Jahr haben wir 'Don Giovanni', manchmal gibt es einen zweiten Mozart, ich hab dieses Jahr Gluck, einen Zeitgenossen von Mozart gewählt, die Oper 'Alceste', zwei Werke der Aufklärung also."

Welturaufführung eines Auftragswerkes

Darüber hinaus erwartet den Besucher Strawinskys "Nachtigall" und, wie immer, das zweite Charakteristikum von Aix, ein Werk aus der Barockzeit: Rameaus "Pygmalion", ein sogenannter "Acte de Ballet" mit Gesangs- und Tanznummern, realisiert von der Trisha Brown Dance Company, die im vergangenen Monat im Vorprogramm bereits einen Tanzabend als Hommage an Robert Rauschenberg geboten hatte.

Weiterer Höhepunkt: die Welturaufführung einer zeitgenössischen Oper, vom Festival in Aix in Auftrag gegeben, "El Regresso", des 1970 geborenen franco-argentinischen Komponisten Oscar Strasnoy nach einem Libretto des in Frankreich lebenden argentinischen Autors Alberto Manguel, aufgeführt im Freilichttheater Le Grand Saint Jean, außerhalb von Aix, eine Oper, bei der das Thema Exil im Zentrum steht.

Die Finanzkrise gut überlebt

Von der Wirtschaftskrise ist Aix bislang weitgehend verschont geblieben, hatte im letzten Jahr nur vier statt fünf Produktionen geboten, diesmal aber, schon nach zehn Tagen, 50 Prozent aller Plätze für die erneut fünf Produktionen verkauft gehabt.

"Dem Festival geht es relativ gut, weil wir schon bei den ersten Anzeichen der Finanz- und Wirtschaftskrise reagiert haben", sagt Foccroulle. "Wir haben radikale Maßnahmen ergriffen, um es zu ermöglichen, dass das Festival heil aus dem Abenteuer des Wagner-Rings herauskommt, der vier Jahre gedauert hat und generell so positiv wie möglich durch die Turbulenzen kommt."

Günstiger als Salzburg

Immer wieder muss sich Aix en Provence in Frankreich sagen lassen, es sei ein elitäres Festival. Bernard Foccroulle: "Es stimmt, dass es teure Plätze in Aix gibt, weil die Einnahmen aus den Eintrittskarten zwei Drittel unseres Haushaltes ausmachen. Und deswegen ist es nötig, dass Leute, die es sich leisten können, einen Preis bezahlen, der mehr oder weniger dem tatsächlichen Preis entspricht. Die teuersten Karten kosten dieses Jahr 210 Euro, das ist aber immer noch weniger, als was man in Salzburg oder Glyndebourne bezahlt."

Bernard Foccroulle hält bei diesen Gelegenheiten gerne dagegen, dass das Opernfestival von Aix das gesamte Jahr über auch pädagogische Arbeit in der Region leistet – mit Schulklassen und insgesamt 2.000 Jugendlichen, aber auch mit Senioren oder mit Vereinen in Problemvierteln, etwa in Marseille.