Paulus Mankers Polydrama

Wiederaufnahme von "Alma"

"Alma" - das ist nicht nur Theater, sondern auch eine große Party. Polydrama heißt die Spielform, bei der mehrere Szenen gleichzeitig aufgeführt werden und der Zuschauer sich frei aussuchen kann, welche er sich ansieht. Ab 2. Juli wird "Alma - A Show Biz ans Ende" wieder in Wien aufgeführt.

Kulturjournal, 02.07.2010

Bald nach der Uraufführung vor 15 Jahren bei den Wiener Festwochen wurde "Alma" zum Stadtgespräch und auch von der internationalen Presse bejubelt. Am Anfang stand der Wunsch, ein solches Polydrama zu machen, erinnert sich Paulus Manker - erst danach sei man auf die Figur der Alma Mahler gekommen.

Almas Jugendliebe zu Gustav Klimt, ihre Ehe mit Gustav Mahler, ihr wildes Liebesleben mit Oskar Kokoschka und ihre wechselhaften Ehejahre mit Franz Werfel bilden den Stoff für jene Dramen, die sich im Stück gleichzeitig abspielen.

Auf Weltournee

Sechs Jahre lang diente jeden Sommer das 1902 erbaute Sanatorium Purkersdorf bei Wien als Spielstätte. Danach begann die Produktion zu reisen, zuerst nach Venedig, dann nach Lissabon und Los Angeles. 2006 gastierte man in Berlin, und vergangenes Jahr schließlich in Jerusalem. Als Spielort diente dort das ehemalige britische Zentralgefängnis. Früher seien hier die Angehörigen der jüdischen Untergrundorganisationen inhaftiert gewesen, die gegen die britische Besatzung kämpften, erklärt Paulus Manker.

Eine euphorische Vorberichterstattung in den israelischen Medien machte "Alma" auch in Jerusalem zum Erfolg. Das Publikum sei großteils aus Tel Aviv oder Haifa angereist, sagt Manker. Die vorwiegend in Jerusalem wohnenden Ultra-Orthodoxen seien nicht zu dem Stück gekommen. Sie hätten "Alma" wohl in Grund und Boden verdammt, vermutet der Regisseur. Um in Jerusalem spielen zu können, haben die Behörden dem "Alma"-Ensemble zur Bedingung gestellt, bestimmte explizit erotische Stellen zu umschreiben - aus Angst vor religiösen Hardlinern, sagt Manker.

Best-of-Besetzung

In Wien wird man nun wieder ohne Metaphern auskommen. Zum dritten Mal spielt "Alma" bereits im ehemaligen Post- und Telegrafenamt, einem Geisterhaus im Herzen der Stadt, mit verlassenen Prunksälen im vierten Stock, die Kaiser Franz Josef 1905 zu Ehren der neuen Technik der Telegrafie bauen ließ.

Über 80 Prozent der Karten sind vor der Premiere bereits verkauft, und das bei einem Preis von 115 Euro. Allerdings erhalten die Vorstellungen in Wien auch keine Subventionen, bemerkt Paulus Manker. Gefeiert wird nicht nur die 400. Vorstellung, sondern natürlich auch der 150. Geburtstag von Gustav Mahler, an dem es eine Sondervorstellung samt Feuerwerk gibt.

Die Besetzung ist laut Ankündigung ein Best-of der vergangenen Jahre, etwa mit Ryan Templeton aus Los Angeles als eine der Almas, oder Nikolaus Paryla als Mankers Lieblings-Werfel, wie er sagt. Manker selbst schlüpft übrigens wieder in die Rolle des Oskar Kokoschka. Zum 100. Todestag Gustav Mahlers, der ja in Böhmen geboren wurde, will die Alma-Karavane im kommenden Jahr nach Prag weiterziehen.

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