NATO-Kommando übernommen

Petraeus: "Wir wollen siegen"

Der US-amerikanische General David Petraeus hat offiziell das Oberkommando über die NATO-Truppen in Afghanistan übernommen. Er ist der Nachfolger von Stanley McChrystal, der wegen abfälliger Äußerungen über die US-Regierung in einem Zeitungsinterview gehen musste.

Abendjournal, 04.07.2010

"Entscheidender Moment"

"Wir müssen der Al Kaida und ihrem Netzwerk aus verbündeten Extremisten zeigen, dass sie sich in Afghanistan keine sicheren Zufluchtsorte aufbauen können, von denen sie Angriffe verüben können", sagte Petraeus in einer Zeremonie zum Amtsantritt in Kabul. "Wir wollen hier gewinnen", betonte der General, mit einem Kampfanzug bekleidet, vor afghanischen Soldaten, Vertretern der Zivilgesellschaft und Diplomaten: "Wir sind an einem entscheidenden Augenblick angelangt."

Keine neue Strategie?

Petraeus würdigte die Leistung seines Vorgängers und erklärte, der Kommandowechsel bedeute keine radikale Veränderung von dessen Strategie, den Schutz der afghanischen Zivilbevölkerung in den Mittelpunkt zu stellen. Er werde aber überprüfen lassen, wo Verbesserungen möglich seien. Den Soldaten versicherte er, alle Mittel zu ihrem und dem Schutz ihrer afghanischen Kameraden einzusetzen.

Scheitern im Irak verhindert

Zuletzt war Petraeus Chef des US-Zentralkommandos, dem die Einsätze der Armee im Nahen Osten und in Zentralasien obliegen. Von 2007 bis 2008 war er Kommandant des US-Einsatzes im Irak, den er nach Einschätzung vieler Politiker in Washington durch einen Strategiewechsel vor dem Scheitern bewahrte.

Interviews nur mit Kontrolle

Petraeus' Vorgänger McChrystal war über einen Beitrag im Musikmagazin "Rolling Stone" gestolpert, in dem abfällige Bemerkungen des Generals und seiner Mitarbeiter über US-Regierungsvertreter wiedergegeben wurden. Verteidigungsminister Robert Gates erließ am Freitag Anweisung, dass ranghohe Offiziere ab sofort Interviews und andere Medienkontakte im Voraus mit dem Pentagon absprechen müssen. Sein Sprecher sagte, das sei schon länger geplant gewesen und keine Reaktion auf McChrystals Äußerungen.