Letzte Ausnahme für Oktoberfest

Bayern wird rauchfrei

Bayern führt als erstes deutsches Bundesland ein striktes Rauchverbot ein. 61 Prozent der Wähler stimmten beim Referendum am Sonntag dafür. Das Rauchen ist nun ausnahmlos in allen öffentlichen Bereichen verboten - auch in Bierzelten. Einzig das Oktoberfest wird erst nächstes Jahr rauchfrei sein.

Morgenjournal, 05.07.2010

Mehrheit in Volksentscheid

Die Menschen in Bayern lassen sich ungern etwas verbieten, heißt es. Jetzt dürfen sie in Gasthäusern, Kneipen und Bierzelten nicht mehr rauchen und das ausnahmlos. Aber die Bayern haben sich dieses strengste Rauchverbot Deutschlands nicht aufsetzen lassen, sondern selbst gegeben, in einem Volksentscheid. Die einfache Mehrheit hat gereicht.

Aus für Ausnahmen

Bayern hatte eigentlich schon seit dem Jahr 2008 recht strenge Anti-Rauch-Gesetze, aber die wurden nach und nach gelockert. Das Rauchen im Freistaat war zuletzt in Schulen, Bahnhöfen, öffentlichen Gebäuden und Speisegaststätten verboten. Ausnahmen waren aber Festzelte, Nebenräume größerer Gaststätten und Eckkneipen, wenn diese kleiner als 75 Quadratmeter sind und Jugendliche unter 18 Jahren keinen Zutritt haben. Hier konnte der Wirt selbst entscheiden. Diese Ausnahmen werden jetzt beseitigt.

Lobbys liefen vergeblich Sturm

Auch rechtliche Schlupflöcher wie etwa ein Lokal zu einem privaten Raucherklub umzuwandeln sollen wegfallen. Unterstützt wurde die Antiraucher-Initiative von SPD und Grünen. Gegen die strenge Regelung haben im Vorfeld ganze Wirtschaftszweige mobil gemacht, wie Gastwirte, Brauerein, Tabakfirmen und Tabakhändler – sie sehen ihre Existenz gefährdet.

Ein Jahr Schonzeit auf der "Wies'n"

Die mächtige Regierungspartei CSU hat sich vor dem Entscheid nicht festgelegt. Ihre starken Stimmenrükgänge bei der letzten Wahl führte sie auch auf die Anti-Rauch-Gesetze zurück, die sie daraufhin wieder lockern ließ.

Rauchende Fans des Oktoberfestes können heuer noch beruhigt sein, Rauchmöglichkeiten wird es in den Zelten noch geben, die "rauchfreie Wies'n" soll erst im nächsten Jahr kommen.

Umfrage nach dem Volksentscheid

Morgenjournal, 05.07.2010

Freude und Existenzangst

Von "ich bin entsetzt", "das ist furchtbar" bis zu "ich bin eigentlich ganz froh", "ich freue mich unglaublich" und "ich bin glücklich" reichen die Reaktionen auf den Ausgang der Abstimmung. Wirte zittern um ihre Existenz.