Nach Erstürmung der Gaza-Hilfsflotte

Türkei verschärft Ton gegenüber Israel

Fünf Wochen nach dem blutigen israelischen Militäreinsatz gegen die Hilfsflotte für den Gazastreifen, bei dem neun Türken getötet wurden, hat die Türkei jetzt ihren Luftraum für israelische Militärflüge gesperrt. Man wartet auf eine israelische Entschuldigung sonst werden die diplomatischen Beziehungen zum ehemaligen Verbündeten Israel ganz abgebrochen.

Abendjournal, 05.07.2010

Doch Israel denkt nicht daran. Eine Entschuldigung kommt nicht in Frage, heißt es in Jerusalem.

Vorerst nur für Militärflüge gestrichen

Zunächst beschränkt sich das generelle Flugverbot nur auf die Israelische Luftwaffe, aber der türkische Außenminister meint, es könne auch auf zivile Flüge ausgeweitet werden. Als nächste Stufe könnte man dann die diplomatischen Beziehungen ganz abbrechen. Niemand hat das Recht unsere Staatsbürger zu töten, sagt Außenminister Ahmet Davutoglu. Und der Minister weiter: Israel hat jetzt drei Optionen: Entweder entschuldigen sie sich, oder sie akzeptieren die Erkenntnisse einer internationalen Untersuchung oder die diplomatischen Beziehungen werden abgebrochen.

"Staatlicher Angriff"

In Israel wird betont, dass es keine Entschuldigung geben wird. Die Türkei wird also den Druck erhöhen. Denn es geht darum, dass zum ersten Mal türkische Staatsbürger von einem anderen Staat mit Absicht angegriffen wurden, sagt Davutoglu. "Neun türkische Staatsbürger wurden von Israel getötet, nicht von einer Terroristengruppe, aber im Rahmen einer staatlichen Aktion".

Ankara wird also hart bleiben, obwohl man von offizieller Seite einräumt, man würde auch akzeptieren, wenn die israelische Untersuchungskommission zu dem Schluss käme, dass der Angriff ungerechtfertigt gewesen sei.

Ankara vor nächsten Wahlen

Doch das türkische Vorgehen hat auch innenpolitische Gründe, denn die AK Partei von Premierminister Erdogan bereitet sich auf die Parlamentswahlen im nächsten Frühjahr vor. Und ersten Umfragen zufolge kommt die scharfe Reaktion Ankaras auf den Israelischen Angriff in der Öffentlichkeit sehr gut an.

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