EU-Beschluss nur "Beruhigungspille"
Banker-Boni: Experte skeptisch
Die verschärften Vorschriften für Banken-Bonuszahlungen greifen zu kurz, sagt Stefan Pichler, Finanzmarktexperte der Wirtschaftsuniversität Wien, und er ist skeptisch, dass die neuen Regeln, wonach nur ein Teil der Bonuszahlungen sofort ausgezahlt werden darf, künftig hochriskante Veranlagungen verhindern können.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 07.07.2010
Eigentümer zur Verantwortung ziehen
Selbst wenn die Boni nur zu einem Drittel ausgezahlt würden, blieben in absoluten Zahlen immer noch zwei- oder dreistellige Millionenbeträge, sagt Finanzmarkt-Professor Pichler. Und das sei immer noch ein großer Anreiz, jedes erdenkliche Risiko einzugehen. Die Wurzel des Problems werde damit nicht berührt. Man sollte besser bei den Eigentümern und nicht bei den Angestellten der Banken ansetzen. Denn derzeit würden die Eigentümer an den Gewinnen voll partizipieren, aber für die Verluste nicht haften müssen, weil Staat eingreift oder Konkurs eintritt. Da müsste man ansetzen, meint Pichler, dann würde sich das Problem mit risikofreudigen Händlern von selbst lösen.
Nur eine Beruhigungspille
Doch das sei politisch nur schwer umsetzbar und brauche eine weltweite Lösung. Und Politiker würden, wenn sie unter Druck sind, lieber eine kleinere, einfachre Lösung anstreben. Für die österreichischen Banken werde sich durch die neuen Bonus-Regeln ohnehin nichts ändern, sagt der Finanzmarktexperte, denn heimische Institute zahlen keine übermäßigen Sonderzahlungen. Wenn es Folgen geben könnte, dann am ehesten für den Londoner Finanzplatz. Doch der EU-Beschluss sei eher eine Beruhigungspille für die Öffentlichkeit und werde an den riskanten Geschäften mancher Banken nichts ändern, glaubt Stefan Pichler von der Wirtschaftuniversität.