Industriellenvereinigung bleibt zurückhaltend

Wirtschaft erholt sich

Die Industrie in Österreich erholt sich weiter. Die Gefahr eines Rückfalls in eine Rezession im zweiten Halbjahr sieht die Industriellenvereinigung (IV) in ihrem heute präsentierten Konjunkturbarometer nicht. Allerdings geht die Erholung noch nicht in einen dauerhaften Aufschwung über.

Mittagsjournal, 08.07.2010

Exporte gestiegen

Die Industrieunternehmen in Österreich partizipieren bereits seit drei bis vier Monaten vom weltweiten Aufschwung der Konjunktur. Rund 36 Prozent der Unternehmen sehen ihren Geschäftsverlauf derzeit als gut an. Sie bekommen wieder vermehrt Aufträge, wobei sich vor allem der Export stark verbessert hat. Unterstützt werden die Verkäufe ins Ausland durch die Abwertung des Euro gegenüber anderen Währungen wie dem US-Dollar oder dem Schweizer Franken, weil österreichische Waren für ausländische Käufer damit billiger werden.

Mehr Aufträge im Inland

Besser entwickelt als erwartet hat sich auch die Nachfrage im Inland. Auf Grund der vermehrten Aufträge produzieren die meisten Unternehmen wieder mehr, allerdings liegt die Auslastung der Kapazität mit 79 Prozent noch unter dem langjährigen Durchschnitt. Auch Kurzarbeit ist kaum noch ein Thema, nach mehr als 50.000 Kurzarbeitern zum Höhepunkt der Krise sind derzeit nur mehr knapp mehr als 8.000 Beschäftigte in Kurzarbeit. Nach wie vor sind die Unternehmen aber sehr zurückhaltend, was die Aufnahme neuer Beschäftigter betrifft.

Dauerhafter Aufschwung nicht in Sicht

Die Industriellenvereinigung erwartet, dass die Erholung im Sommer ihren Höhepunkt erreicht. Auf Grund der guten Auftragslage und der wieder angelaufenen Produktion sieht sie keine Gefahr für ein Zurückfallen in eine neuerliche Rezession im zweiten Halbjahr. Allerdings dürfte sich die Erholung Ende des Jahres wieder abschwächen. Ein dauerhafter Aufschwung sei noch nicht in Sicht.

Sparen statt konsumieren

Der Grund ist laut Industriellenvereinigung, dass in den vergangenen Jahren zu wenig investiert worden ist, insbesondere in Forschung und Bildung. Gebremst wird die wirtschaftliche Erholung auch dadurch, dass die Menschen aus Angst vor künftigen Sparpaketen ihr Geld lieber aufs Sparbuch legen statt es für Konsum auszugeben.

"Erholungspfad"

Die Weltwirtschaft erholt sich. Die Sparpakete der europäischen Staaten bremse den Aufschwung, sagt der internationale Währungsfonds. Für den Chefökonomen der Industriellenvereinigung, Christian Helmenstein, ist Sparen der richtige Weg. Sparen sei notwendig und trotzdem können wir damit rechnen, dass wir den Erholungspfad fortsetzen können und diese Erholung bis in das 4. Quartal anhält. Ab dem 4. Quartal sei allerdings zu befürchten, dass es zu einer leichten Abschwächung kommen wird, sagt Helmenstein.

Budgetkonsolidierung notwendig

Die Industrie habe alles unternommen, um qualifizierte Arbeitsplätze zu halten, das sei auch gelungen, so Helmenstein. Er sei zuversichtlich, dass sich die Arbeitsmarktlage weiter verbessern wird. Die Budgetkonsolidierung sei notwendig, um die privaten Haushalte zu mehr Ausgaben zu bewegen. Außerdem müsse verstärkt in Bildung und Forschung investiert werden, sagt Helmenstein.

Mittagsjournal, 08.07.2010

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