US-Staatsanwalt war nicht informiert
Polanski-Entlassung ein Missverständnis?
War die Freilassung des US-Regisseurs Roman Polanski die Folge eines Missverständnisses? Die Schweizer Behörden hatten ihren Schritt damit begründet, dass ihnen die US-Justiz Unterlagen vorenthalten hätte. Doch der zuständige Staatsanwalt in Los Angeles war offenbar gar nicht informiert.
8. April 2017, 21:58
Polanski-Entlassung ein Missverständnis?
Keine Akteneinsicht
Roman Polanski ist seit Montag ein freier Mann. Die Schweizer Justizministerin Evelin Wittmer Schlumpf hat die Freilassung damit begründet, dass das amerikanische Justizministerium sich geweigert hatte, den Schweizer Behörden Einsicht in die Prozessakten von 1977 zu geben. Daher habe die Schweiz Roman Polanski auch frei lassen müssen - so seien die Schweizer Gesetze.
US-Gericht ahnungslos
In Los Angeles sind Staatsanwalt und Richter empört. Das Gericht wurde nie mit der Schweizer Anfrage konfrontiert. Doch die gibt es wirklich, das ist schwarz auf weiß belegt. Die amerikanischen Medien gehen ebenfalls nicht auf das Schweizer Rechtssystem ein. Auf CNN meint der amerikanische Rechtsexperte Paul Cohen, die Dokumente wären sowieso irrelevant gewesen. Die Schweiz sei ihrer internationalen Verpflichtung nicht nachgekommen, Leute, die schwerer Verbrechen angeklagt sind, auszuliefern.
Justiz leitet Untersuchung ein
Ein Missverständnis bei den amerikanischen Behörden wird nicht in Erwägung gezogen. Doch seitens des US-Justizministeriums wurde jetzt dennoch eine Untersuchung eingeleitet. Die Frage ist warum die Schweizer Anfrage abgelehnt und nicht weitergegeben wurde.