Kontroverse zwischen Ministerium und Beamten

Kriminalstatistik geschönt?

Ist die Kriminalstatistik geschönt? Nein, sagt das Innenministerium seit Jahren und auch das Bundeskriminalamt, das die Statistik im Auftrag des Ministeriums erstellt. Ja, behauptet nun ein Polizist aus Salzburg. Er sagt, dass in vielen Fällen mehrere Delikte als eines gezählt werden und damit die Kriminalität heruntergespielt wird.

Mittagsjournal, 20.07.2010

Pro Geschädigter ein Fall

Im Bundeskriminalamt wundert man sich, warum es gerade jetzt Kritik an der Statistik gibt. Denn an der Zählweise hat sich nichts geändert, heißt es aus dem Bundeskriminalamt. Zu einem Interview war heute Vormittag niemand bereit, aber in einer Presseaussendung wird betont, dass es klare Regeln gebe, wie Kriminalfälle gezählt werden dürfen. Als Faustregel gelte: pro Geschädigter ein Fall.

Ein Delikt oder zwölf

Einige Beispiele: Jahrelange Körperverletzungen an ein- und derselben Person - ein Delikt. Zehn Gelddiebstähle aus einer Handkassa durch einen Angestellten einer Firma - ein Delikt. Das Argument: es gibt in jedem Fall nur ein Opfer. Hingegen: zehn Einbrüche in Kellerabteile in einem Mehrfamilienhaus - zehn Delikte. Beschädigt jemand mehrere Reifen an zwölf Fahrzeugen - zwölf Delikte. In diesem Fall gebe es eben mehrere Geschädigte - so das Bundeskriminalamt. Diese Zählweise sei seit Jahren gleich, und daran habe auch die Kriminalstatistik neu nichts geändert, die gemeinsam mit der Universität Wien und dem Institut für Höhere Studien entwickelt und im vergangenen Februar präsentiert wurde.

Schnellere Zählung

Zentral bei dieser neuen Kriminalstatistik war, dass jetzt die Delikte unmittelbar nach der Tat erfasst werden und nicht erst Monate später. Dadurch sei die Statistik genauer und aktueller, so das Bundeskriminalamt. Direktor Franz Lang erläuterte das bei der Präsentation an einem Beispiel: in Vorarlberg habe einmal ein Polizist sämtliche Straftaten der vergangenen Monate erst im November eingetragen, was in der Statistik zu einem sprunghaften Anstieg geführt, aber nicht der Realität entsprochen hat. Damit sei es jetzt vorbei. Die Kritik an der Statistik ist deshalb nicht verstummt, zumal sie nach wie vor nicht mit jenen anderer europäischer Länder vergleichbar ist.

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