Eröffnung der Salzburger Festspielsaison

Jazz-Gala mit Thomas Quasthoff

Thomas Quasthoff hat schon im vorigen Festspielsommer das Publikum zu standing ovations hingerissen. Auch heuer wird Quasthoff in Salzburg singen, aber nicht bei den Festspielen. Am Mittwoch, 21. Juli 2010, präsentiert er im Congress-Haus "Tell It like it is", seine zweite Jazz-CD. Ö1 überträgt live.

Kulturjournal, 20.07.2010

Aufgewachsen mit Jazz und Schlager

Jazz und Pop, Blues and Soul - die stilistische Vielfalt der CD "Tell It Like It is" ist ziemlich breit. Er habe Lieder ausgesucht, die ihn seit seiner Kindheit begleiten, sagt Thomas Quasthoff. Denn Jazz oder Schlager - das kann man auch in der Autobiografie nachlesen - war jene Musik, mit der der spätere Sänger groß geworden ist.

"Die ersten Sachen waren Oscar Peterson, Erroll Garner und Art Tatum, also diese Richtung", erinnert sich Quasthoff. "Irgendwann kamen dann Sänger dazu, dann hörte ich Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan, Louis Armstrong, Tony Bennett... Also die große Palette. Das lief aber immer so wie ein Hobby nebenher."

Als junger Musiker merkte er zwar, dass das dem Publikum gefällt, aber "dann hat meine Gesangslehrerin irgendwann gesagt: Mein lieber Freund, du musst dich jetzt mal entscheiden, weil das kannst du schon. Wenn du wirklich Klassik machen willst, dann müssen wir noch ein bisschen arbeiten."

Stimme im Frack

Die Musikwelt weiß heute, wie Thomas Quasthoff sich entschieden hat. Nur konnten ihm Bach oder Schubert oder Brahms die Leidenschaft für den Jazz nie austreiben. Die erste CD, "Watch What Happens", war erfolgreicher als Klassik-Einspielungen. Freilich, man hört es den Aufnahmen an: Im Geist scheint die Stimme immer noch Frack zu tragen.

"Als ich die fertige Platte hörte, bin ich dann doch relativ gepflegt auf meinen Hintern gefallen, weil so viele Streicher-Arrangements drin waren, die ich vorher nicht kannte", sagt Quasthoff, "und war dann ehrlich gesagt auch ein bisschen irritiert. Dadurch erwuchs im Grunde genommen der Wunsch, als Zweites nicht wirklich dasselbe zu machen."

Also entschied er, "Leute, wir machen entweder das, was ich gerne möchte - weil ich jetzt auch künstlerisch in einem Alter und in einer Lebensphase bin, wo ich wirklich auf einem Stand bin zu sagen: Entweder ich mach das, was mir Spaß macht, oder ich mach's gar nicht. Und so ist mehr oder weniger dieses Album entstanden – sicherlich beeinflusst durch eigenes Hören, sicherlich auch beeinflusst durch meinen Bruder, der natürlich meine Stimme sehr gut kennt, der in diesem Genre des Hörens auch viel mehr zu Hause ist als ich."

Tipp für Studenten

Ungebremste Energie und charakteristisches Timbre - dafür steht Thomas Quasthoff in Klassik und im Jazz. Auf ähnliche Vielseitigkeit will der Sänger auch seinen Studenten Lust machen. Denen sagt er: "Hört nicht nur einseitig Gesang, ihr könnt ein Schubert-Lied nicht verstehen, wenn ihr die Kammermusik und die Sinfonien nicht kennt", so Quasthoff. Das komme heutzutage oft zu kurz, meint er, denn: "Nie waren die Medien so allumfassend und nah bei den Menschen wie heute."

Textfassung: Ruth Halle

Service

Jazzgala zur Eröffnung der Salzburger Festspielsaison, Thomas Quasthoff: "Tell It Like It Is", Mittwoch, 21. Juli 2010, Salzburger Congress

Thomas Quasthoff

Übersicht