Ex-Bewohner wollen Platz zurückerobern

London: "Demokratie-Dorf" gewaltsam beendet

Mehr als zwei Monate wurde in London der Platz vor dem Parlament von Afghanistan-Kriegsgegnern und Klimaschutzaktivisten bevölkert. Die Demonstranten hatten die Zeltstadt "Demokratie Dorf" errichtet. Nun wurde der Belagerung ein Ende gesetzt. Der Platz soll saniert werden. Die Bewohner wollen den Platz aber zurückerobern.

Mittagsjournal, 21.07.2010

"Bewohner" wollen weitermachen

Der Parliament Square ist eigentlich eine Verkehrsinsel und ist von stark befahrenen Straßen umgeben. Auf dem Gehsteig vor dem Platz genau vis-à-vis des Parlaments haben ein paar unbeugsame Bewohner des "Demokratie-Dorfs" ihre Zelte aufgeschlagen, seit sie gestern in den frühen Morgenstunden die Rasenfläche verlassen mussten. Ein hoher Zaun soll verhindern, dass sie zurückkehren. "Das wird der Stadtverwaltung nichts nützen sagt", Phoenix, einer der Organisatoren. "23 Leute sind schon über den Zaun geklettert, die gerichtliche Verfügung ist nicht umsetzbar, das ist ein altes Stück Land, das der Öffentlichkeit gehört, ein Zaun wird uns nicht aufhalten", erklärt der Organisator weiter.

Medien hätten Hetze betrieben

Das "Demokratie Dorf" war nach Ansicht des Londoner Bürgermeisters Boris Johnson ein Schandfleck, der weg musste. Was ihn besonders störte, viele Obdachlose hatten in der Zeltstadt ein Zuhause gefunden, das Alkoholverbot der Organisatoren wurde nicht eingehalten. Raga, eine Pensionistin aus Oxford, die immer wieder tageweise im Camp lebte sagt, rechte Tageszeitungen wie die Daily Mail hätten eine Hetze gegen das "Demokratie Dorf" veranstaltet, man habe gut auf den Platz geachtet. Raga fügt hinzu: "Wir haben einen Garten in der Mitte des Platzes angelegt, wir haben dieses Land respektvoll behandelt, das ist ein sehr kraftvoller Ort, an dem sich immer wieder Leute versammelt haben um das Parlament auf ihre Belange aufmerksam zu machen."

Touristen haben Verständnis, Londoner nicht

Eine amerikanische Touristengruppe, die sich gerade das Parlament anschaut, hat Verständnis für die Demonstranten. "Sie sollten protestieren dürfen, aber halt nicht tagelang", sagt ein Mann aus Arizona. Seine Frau meint, die Demonstration sei kein schöner Anblick, aber wenn man die Aufmerksamkeit der Politiker will, muss man eben so nahe wie möglich an sie herankommen. Viele Londoner hingegen sind froh, dass die Sache ein Ende hat. "Das Dorf war eine Müllhalde. Der Protest ist völlig unnötig", sagt ein Passant.

"Besetzung schlecht organisiert"

Die Demonstranten haben keine rechtlichen Mittel mehr um Berufung einzulegen. Dot, einer der Cheforganisatoren beugt sich dem Richterspruch, sagt aber auf Dauer könne der Platz nicht abgeschirmt werden. "Irgendwer wird zurückkommen und das gleiche wie wir machen. Wir hätten alles besser organisieren sollen. Ich glaube, das "Demokratie Dorf" wird wie Phoenix aus der Asche auferstehen", meint Dot.

Situation nach Platzsanierung ungewiss

Bleibt abzuwarten, was passiert wenn der Zaun wieder abgebaut wird. Die Londoner Stadtverwaltung sagt, der Rasen werde jetzt in Ordnung gebracht. Der Platz vor dem Parlament sei für alle Londoner da, um sich zu erholen und in der Mittagspause ein Sandwich zu essen. Fortsetzung folgt.