Vorwürfe gegen Behörde und Veranstalter

Duisburg: Hinweise auf Sicherheitslücken

Nach der Massenpanik bei der Loveparade in Duisburg mit 19 Toten mehren sich die Vorwürfe gegen die Veranstalter. Demnach wurde die vorgeschriebene Breite der Fluchtwege nicht eingehalten. Außerdem war das Gelände nur für 250.000 Menschen zugelassen gewesen. Es kamen aber 1,4 Millionen. Der Staatsanwalt ermittelt.

Morgenjournal, 26.07.2010

Zu groß für Duisburg

Ein internes Verwaltungsdokument aus Duisburg belegt nach Informationen von "Spiegel online" die Schwachstellen des Sicherheitskonzepts der Großveranstaltung. Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, hält es für wahrscheinlich, dass die Veranstalter und die Stadt Duisburg auf Kosten der Sicherheit bei der Loveparade sparten. "Darauf gibt es Hinweise. Dafür spricht zum Beispiel, dass es keine Videoüberwachung vor Ort gegeben hat, die eine schnelle Reaktion möglich gemacht hätte", sagte Wendt den ARD-"Tagesthemen". Der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" sagte der gebürtige Duisburger, dass sich die Stadt mit der Loveparade übernommen habe. "So was kann man in Berlin machen, wo es breite Straßen und große Plätze gibt, aber nicht bei der engen Bebauung in Duisburg", so Wendt.

Warnungen ignoriert?

Die Staatsanwaltschaft setzt am Montag ihre Ermittlungen fort. Zeugenaussagen und beschlagnahmte Unterlagen sollen klären, ob das Sicherheitskonzept letztlich ausreichend war. "Spiegel online" berichtete, dass eine Dienststelle der Bundespolizei nach der Katastrophe alle Unterlagen gelöscht habe, was von dieser zurückgewiesen wurde. Bereits vor der Technoparty hatte es konkrete Warnungen vor einer Katastrophe gegeben, die manchem angesichts des engen Tunnels und der erwarteten Menschenmassen unausweichlich schien. Augenzeugen kritisierten auch die angebliche Untätigkeit der schon vor der Massenpanik vom Gedränge informierten Polizei.

Interne Unterlagen

Das von "Spiegel online" zitierte Schriftstück vom 21. Juli 2010 mit dem Aktenzeichen 62-34-WL-2010-0026 trägt den Titel "Genehmigung einer vorübergehenden Nutzungsänderung". Es richtet sich an die Berliner Lopavent GmbH als Veranstalter der Loveparade. Der Sachbearbeiter der Unteren Bauaufsicht im Duisburger Amt für Baurecht und Bauberatung befreit darin die Organisatoren von der Vorschrift, die vorgeschriebenen Breiten der Fluchtwege einhalten zu müssen. Außerdem verzichten die Beamten auf Feuerwehrpläne.

Trauer am Unglücksort

Die Toten waren zwischen 18 und 38 Jahre alt, elf Frauen und acht Männer. 340 Personen erlitten zum Teil schwerste Verletzungen. Österreicher waren nach Informationen des Wiener Außenamts weder unter den Toten noch unter den Schwerverletzten. Am Tag nach der Katastrophe legten Trauernde am Tunnel zum ehemaligen Güterbahnhof Blumen nieder und zündeten Grabkerzen an.