Hundstorfer stimmt Spindelegger zu

ÖVP und SPÖ für aktive Zuwanderung

Österreich soll sich gezielt um Zuwanderung bemühen, fordert Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP). Beim EU-Außenministertreffen in Brüssel präzisierte er am Montag seinen Vorstoß vom Wochenende, in den kommenden 20 Jahren 100.000 Zuwanderer zusätzlich nach Österreich holen zu wollen. Zustimmung findet er beim Koalitionspartner.

Mittagsjournal, 26.07.2010

Aktive Zuwanderungspolitik

Österreich müsse die für das Sozialsystem benötigte Zuwanderung aktiv gestalten, präzisiert Spindelegger seinen Lösungsvorschlag. "Damit wir uns aussuchen, wer nach Österreich kommt", sagt der Minister. Die Asylsuchenden seien etwas anderes, die hätten ohnehin ein eigenes Rechtsverfahren, so Spindelegger.

Um Zuwanderer werben

Wer nach Österreich kommen darf - oder wohl besser soll, will Spindelegger im Vorhinein festlegen. Gewisse Kriterien müssten die Neo-Österreicher erfüllen: "Wir brauchen in Zukunft die Richtigen, die sich auch zu Österreich bekennen, die deutsche Sprache sprechen. Und wir sollten aktiv dort werben, um Zuwanderer, die wir auch haben wollen." Seine Forderung sei nicht die neue ÖVP-Linie, betont Spindelegger. Jedoch sei es ihm ein Anliegen, das Thema Zuwanderung neu zu diskutieren.

Positive SPÖ-Reaktion

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) begrüßt den Vorstoß Spindeleggers. Eine geordnete Zuwanderung sei nötig, um das Sozialsystem aufrecht erhalten zu können, stimmt Hundstorfer zu. Auf eine konkrete Zahl, wie viele Zuwanderer nötig sind, will sich der Sozialminister aber noch nicht festlegen. Nur so viel: In vier Jahren werde es 42.000 15-Jährige weniger geben, die bei Lehrlingen und in den Schulen fehlen würden, so Hundstorfer.

Mittagsjournal, 26.07.2010

"Rot-weiß-rot-Card" kommt

Konkretere Zahlen erwartet der Sozialminister bis zum Herbst, denn bis dahin soll laut Regierungsübereinkommen die "Rot-weiß-rot-Card" ausgehandelt sein. Damit soll dann geregelt werden, wer nach Österreich kommen darf und wer nicht. Auf die Verhandlungen um diese Karte verweist auch das Innenministerium. Der Ball liege dabei im Moment bei den Sozialpartnern.

20.000 bis 34.000 pro Jahr

Im Vorjahr sind fast 108.000 Menschen aus dem Ausland nach Österreich zugewandert. Etwa 87.000 haben das Land wieder verlassen. Heißt unterm Strich: durch Zuwanderung ist die österreichische Bevölkerung im Jahr 2009 um 20.600 Menschen gewachsen, so die Daten der Statistik Austria. Dieser Zuwachs ist deutlich kleiner als im Jahr zuvor, 2008 betrug das Plus über 34.000 Menschen.

Etwa die Hälfte der Zuwanderer sind EU-Bürger, die meisten von ihnen kommen aus Deutschland.
Insgesamt lebten derzeit rund 895.000 Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft in Österreich, das sind etwas weniger als elf Prozent.

Mittagsjournal, 26.07.2010

Deutsche sind größte Gruppe

Die größte Ausländergruppe sind die Deutschen mit 138.000, knapp gefolgt von Zuwanderern aus Serbien, Montenegro und dem Kosovo mit 134.000. Die Türken machen mit 112.000 ebenfalls eine beträchtliche Gruppe aus.

Ziel der meisten Zuwanderer ist Wien, rund 40 Prozent zieht es dort hin. Auf den Plätzen folgen die Bundesländer Oberösterreich, Niederösterreich und die Steiermark, am geringsten fiel die Zuwanderung 2009 in Vorarlberg aus.

Mehr als tausend Hundertjährige

Noch ein paar Worte zur Altersstruktur der österreichischen Bevölkerung: Laut Statistik Austria gab es im Jänner mehr als 1.000 Menschen, die ihren 100. Geburtstag schon gefeiert haben. Insgesamt fast 18 Prozent der Bevölkerung sind über 65. Das Durchschnittsalter in Österreich liegt derzeit bei 41,5 Jahren, ein markanter Anstieg. Vor zehn Jahren lag das Durchschnittsalter noch rund zwei Jahre darunter.