Entwicklungshilfe faktisch gekürzt

Sparkurs trifft Waisenkinder in Simbabwe

Als fünfzehnt-reichstes Land der Erde gibt Österreich nur 0,32 Prozent des Bruttonationalprodukts für die internationale Armutsbekämpfung aus und liegt unter dem EU-Durchschnitt. Kürzungen der österreichischen Gelder haben in armen Ländern wie Simbabwe Auswirkungen. Waisenkinder sind besonders betroffen.

Mittagsjournal, 27.07.2010

Kürzung wegen schwachen Wechselkurses

Hintergrund sind vor allem Kürzungen im österreichischen Entwicklungshilfebudget. Für die Familienstärkungsprogramme von SOS-Kinderdorf hatte die österreichische Entwicklungsagentur ADA eigentlich eine Aufstockung der Mittel geplant. Stattdessen mussten diese Gelder für Simbabwe nun eingefroren werden. Wegen des schwächelnden Euro-Wechselkurses bedeutet das aus derzeitiger Sicht eine Kürzung. Denn in Simbabwe ist der US-Dollar die offizielle Landeswährung.

Schule nicht mehr leistbar

Nicole Nasser, österreichische SOS-Kinderdorf-Koordinatorin für Simbabwe, erklärt: "Im Normalfall planen wir einen schrittweisen Ausstieg. Sobald Familien in der wirtschaftlichen Lage sind, Schulgelder zu übernehmen, reduziert SOS dann den Anteil. Familie zahlen zuerst 30 Prozent, dann 50 und danach 70 Prozent. Aufgrund der Budgetkürzungen ist das nicht möglich im Moment." Für die Betroffenen kam das offenbar völlig überraschend. Steven Chirenda, SOS-Mitarbeiter in Simbabwe berichtet: "Wir hatten den Familien schon versprochen, dass wir die Schulgebühren wieder bezahlen. Von heute auf morgen mussten wir sagen, dass wir doch keine Schulgebühren zahlen. Das war schon eine Herausforderung. Einige Kinder können jetzt nicht zur Schule gehen, sie können sich das einfach nicht leisten."

Wirtschaftschaos unter Mugabe

Die Wirtschaft in Simbabwe ist unter Präsident Robert Mugabe 2008 zusammengebrochen. Wegen der millionenfachen Inflation musste sogar die Landeswährung abgeschafft werden. Hinzu kommt, dass in dem Land eine Million Aids-Waisen leben.

Waisen kämpfen ums Überleben

Die fünf Rusizu-Kinder in Mashanga, 80 km nordöstlich der Hauptstadt Harare, haben vor sechs Jahren ihre Mutter und vor zwei Jahren ihre Großmutter verloren. Beide starben durch harmlosere Erkrankungen, die wegen der schlechten Gesundheitsversorgung tödlich sein können. Das älteste Kind, der 20-jährige Tadenda, hat die Rolle des Familienoberhaupts übernommen. Tadenda erzählt: "Wir kämpfen ums Überleben, wir haben ein bisschen Gemüse aus dem Garten aber kein echtes Einkommen. Es gibt keine Arbeit hier für uns, wir helfen ein bisschen beim Holzhacken und beim Ziegel brennen. Wir kämpfen. Aber wir haben auch keinen Erwachsenen niemanden, wo wir uns ausweinen können."

Spendengelder helfen

Um den Jugendlichen ihren Wunsch nach Bildung zu erfüllen, will SOS-Kinderdorf nun versuchen, den 1.000 Betroffenen weiter den Schulbesuch zu ermöglichen. Da soll durch Umschichtungen und mit Hilfe von Spendengeldern umgesetzt werden. Auch die österreichische Botschafterin in Simbabwe, Maria Moya-Götsch, bezahlt Schulgebühren für Kinder. Die Kinder, in einer Art privaten Waisenhaus in der Stadt Norton untergebracht, konnten bis vor wenigen Monaten nicht zur Schule gehen. Die Botschafterin zahlt außerdem erste Ausflüge für die Kinder, die Stromrechnung des Waisenhauses und sie sorgt mit Kleidung, Spielzeug und Lebensmittellieferungen für Begeisterung.

Botschafter helfen aus eigener Tasche

Die Simbabwerin Bybitt Wondo hat 25 Waisenkinder in ihr kleines Haus aufgenommen. Es gibt so wenig Platz, dass sechs Buben quer gelegt in einem kleinen Bett schlafen. Einige Kinder sind HIV-positiv, das jüngste wurde erst vor wenigen Wochen von der Polizei gefunden."Sie haben sie in einem Mistkübel gefunden.",
sagt Bybitt Wondo. Die österreichische Botschafterin finanziert die Hilfe nun Großteils aus der eigenen Tasche, Botschafter aus anderen Ländern helfen ihr.

Österreich hält sich nicht an Selbstverpflichtung

Moya-Götsch ist Mitglied im "Club 0,7 Prozent". Dieser Verein steht für die Selbstverpflichtung Österreichs, für internationale Armutsbekämpfung 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens auszugeben. Während die Republik heuer nur etwa 0,32 Prozent dafür ausgibt, zahlen viele Außenministeriums-Mitarbeiter 0,7 Prozent ihres Gehalts in den "Club 0,7 Prozent" ein und finanzieren damit Projekte zur Armutsbekämpfung, wie zum Beispiel in Simbabwe.

Spendentipp

Spendenkonten

"Club 0,7 Prozent für Entwicklung", PSK 00510065913, BLZ 60000, Kennwort: Simbabwe

"SOS-Kinderdorf", PSK 1566000, Kennwort: Simbabwe