Experte sieht keinen Ausweg aus der Lage
EU-Sanktionen erschweren Lösung
Die EU hat die bisher härtesten Sanktionen gegen den Iran beschlossen. Es geht darum, die Islamische Republik mit immer mehr Druck dazu zu bringen, ihr undurchsichtiges Atomprogramm anzuhalten und offen zu legen. Doch die Situation wird damit nur noch schwieriger, meint der Iran-Experte Walter Posch.
8. April 2017, 21:58
"Beide müssten über den Schatten springen"
Iranexperte Walter Posch von der Berliner "Stiftung Wissenschaft und Politik" im Ö1 Mittagsjournal-Gespräch mit
Wie wichtig ist der Iran?
Im Iran seien offenbar einige von der Dimension der Sanktionen überrascht worden, meint der Iranexperte Posch von der Berliner "Stiftung Wissenschaft und Politik" im Ö1 Mittagsjournal-Gespräch. Man habe geglaubt, mit halbherzigen Zugeständnissen die Sanktionen vermeiden zu können. Und jetzt werde das Ausmaß der Sanktionen klar. Wie es jetzt weitergeht, das liege in der Hand der Europäer und da komme es darauf an, wie wichtig der Iran zur Stabilisierung der Region erscheint - neben Afghanistan und dem Libanon, wo auch immer Amerikaner und Europäer Truppen stationiert haben.
Ausweglose Lage
Die Sanktionen seien sehr umfassend und hätten in diesem Umfang noch nie existiert, so Posch. Dennoch sei die Frage, zu welchem Ziel sie führen könnten. Dass die Iraner an den Verhandlungstisch zurückkehren, dazu müssten sie über ihren eigenen Schatten springen. Und die Iraner wollten ohne Demütigung aus der Situation herauskommen, und das werde damit zunehmend schwieriger. Ein bereits gelegtes Angebot noch einmal zu legen, werde jedenfalls wenig helfen, so Posch.
Gemischte Reaktionen
Die EU-Sanktionen zielen vor allem auf die Öl- und Gasbranche, das Herz der iranischen Wirtschaft. Die iranischen Reaktionen sind wie immer widersprüchlich und reichen von: "Ist uns doch egal!" bis "Das wird der EU noch leid tun (Ahmadinadschad) bis "Lasst uns an den Verhandlungstisch zurückkehren." Letzteres hat Irans Botschafter bei der Atomaufsichtsbehörde (IAEA) in Wien am Montag vorgeschlagen - allerdings aufgrund des von der Türkei und Brasilien vermittelten Kompromisses, der der Staatengemeinschaft schon vor Wochen zu wenig war.