Gegen Pröll und die "Betonfraktion"

Grüne: Schulreform und 1.000 Lehrer mehr

Tausend zusätzliche Lehrer und eine grundlegende Schulreform fordert der Grüne Bildungssprecher Harald Walser. Die Regierung hingegen wolle in den nächsten Jahren tausend Lehrer einsparen, so Walser. Die Verantwortung dafür sieht er vorwiegend bei der ÖVP: Es sei zu befürchten, dass sich Parteichef Pröll nicht gegen die "Betonfraktion" in der ÖVP durchsetzen könne.

Mittagsjournal, 27.07.2010

Ein "schwarzer Fünfer"

An den Schulen ist die Zeugnisverteilung schon eine Weile her, das hält aber die Grünen nicht davon ab, ein weiteres Schulzeugnis nachzureichen, und zwar an ÖVP-Chef Josef Pröll. "Betonieren und angewandte Blockade - Sehr gut", lautet der grüne Befund. "Vision und Weitblick - Nicht genügend". "Obstruktionsübungen - Sehr gut". Insgesamt aber ein "schwarzer Fünfer", den die Grünen heute der ÖVP für ihre Bildungspolitik verpassen.

Schulreform - "sofort"

Zwar gäbe es einzelne in der Partei, die sich einer gemeinsamen Schule für alle zehn- bis 14-Jährigen nicht verschließen, der Parteichef habe dem aber zuletzt eine Absage erteilt. Sehr zum Unmut des Grünen Bildungssprechers Harald Walser, der heute vehement eine grundlegende Schulreform verlangt. Und 1.000 zusätzliche Lehrkräfte würden es ermöglichen, die Gemeinsame Schule der zehn- bis 14-Jährigen in Angriff zu nehmen - "und zwar bitte sofort".

Ungleiche Chancen

Derzeit würde das österreichische Bildungssystem nicht für alle Schüler die gleichen Chancen bieten. Kinder, deren Eltern lediglich einen Pflichtschulabschluss haben, würden mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit in eine Hauptschule gehen. "Wenn wir nicht wollen, dass bereits sechs-, sieben- und achtjährige Kinder mit Nachhilfe traktiert werden, weil sie mit neuneinhalb Jahren ein Superzeugnis haben müssen, um in die AHS zu kommen, dann müssen wir die Reform jetzt ansetzen."

Kosten sparen durch mehr Effizienz

Das österreichische Bildungssystem sei teuer und ineffizient. Laut Studien von Rechnungshof, IHS und WIFO könnten pro Jahr mindestens 110 Millionen Euro eingespart werden. Die geforderten 1.000 zusätzlichen Lehrer würden anfangs hingegen 38 Millionen jährlich kosten, sagt Walser.