Schwerer Start trotz Förderungen
Mehr Nachwuchs-Designer in Österreich
Österreich wandelt sich zum Modeland. Immer mehr österreichische Designer etablieren sich in der internationalen Szene. Jedes Jahr strömt kreativer Nachwuchs aus den Modeschulen. Nur ein kleiner Teil schafft es auf die internationalen Catwalks. Viele wollen aber auch lieber in der Heimat Mode kreieren und verkaufen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 31.07.2010
So viele Designer wie noch nie
Land der Berge, Land am Strome, Land der Äcker und seit einigen Jahren auch Land der Mode. Zahlreiche österreichische Designer haben mittlerweile den internationalen Durchbruch geschafft, sagt Andreas Oberkanins. Es gebe 30 bis 40 Designer, die regelmäßig international präsentieren. Das sei schon eine große Leistung für so ein kleines Land und das hätte es bisher noch nie gegeben. Oberkanins leitet die Plattform "Unit F Büro für Mode" in Wien, die Nachwuchs-Designer aus Österreich fördert. Die Palette der Kollektionen reicht vom modernen Dirndl bis hin zu gewagten Haute Couture-Stücken.
Modemarkt in Österreich zu klein
Der Großteil der Designer besucht zuvor eine Modeschule. In Österreich gibt es insgesamt 18 Schulen. Die Bekanntesten sind die Wiener Modeschule Hetzendorf oder die Universität für angewandte Kunst in Wien. Die Schulen würden laut Oberkanins eine sehr gute Ausbildung bieten. Der Modemarkt sei aber für die vielen Absolventen zu klein. "Es kommt regelmäßig Nachwuchs hervor, den der Modemarkt aber nicht fassen kann", so Oberkanins.
Harte Arbeit für den Erfolg
Lena Hoschek ist eine jener österreichischen Mode-Designer, die auch international bekannt sind. Die Grazerin hat vor fünf Jahren ihr eigenes Label gegründet und verkauft ihre Kollektionen in Europa, in Japan und Saudi-Arabien. Wer sich als Modedesigner selbständig machen will, muss laut Hoschek vor allem viel arbeiten. Hoschek erklärt: "Man darf nicht arbeitsscheu sein. Es ist klar, dass man sich zu Beginn keinen Schneider oder Buchhalter leisten kann. Man muss bereit sein, rund um die Uhr zu arbeiten, zehn Jobs zu machen und nicht nur den Modedesigner spielen."
Ohne Netzwerk und Geld kein Erfolg
Gleichzeitig braucht es für den Erfolg ein gutes Netzwerk und vor allem viel Geld. In Österreich gibt es mehrere Plattformen, die Designer mit inhaltlichem Know-How und finanziell unterstützen. Neben der "Unit F" fördert etwa die Einrichtung "departure". Junge Designer zu unterstützen sei notwendig, sagt Geschäftsführer Christoph Thun-Hohenstein. "Es gelingt nur den wenigsten, von Beginn an mit Mode so erfolreich zu sein um davon leben zu können. Es bedarf einer 'Anschupf'-Finanzierung bei der Gründung, aber auch später bei entscheidenden Phasen", meint Thun-Hohenstein.
Förderungen decken laufende Kosten nicht
"departure" wird von der Stadt Wien finanziert. Seit der Gründung 2004 hat "departure" drei Millionen Euro an Fördergeldern ausgegeben. Ein Mode-Projekt wird über drei Jahre mit maximal 200.000 Euro gefördert. Das reiche aber nicht, sagt Nachwuchs-Designerin Valerie Lange, die 2009 mit einer Studienkollegin das Label "Diptych" gegründet hat. Man brauche etwa zehn Jahre um eine Marke zu etablieren. Um einen gewissen Bekanntheitsgrad zu bekommen, müsste man das Projekt kontinuierlich betreiben, dafür wären 200.000 Euro zu wenig. Man bräuchte zwischen 300.000 und 500.000 Euro, rechnet die Designerin vor. Die Förderungen seien zwar wichtig, laufende Kosten würden laut Lange aber nicht gedeckt. Außerdem gerate das wirtschaftliche Denken durch zu viele Förderungen ins Hintertreffen, sind sich Designer und Förderer einig.
Heimische Textilproduzenten zu teuer
Neben dem Geldmangel plagt Modedesigner in Österreich die schlechte Produktionssituation. Obwohl es viele und vor allem gute Textilproduzenten in Österreich gäbe, sagt Lange. "Die Qualität der heimischen Textilproduzenten ist sehr gut, aber die Stückzahl ist ihnen zu wenig", erklärt Lange. Für Designer, die diese Qualität schätzen, sei die Produktion in Österreich zu teuer. Viele lassen daher im Ausland produzieren, etwa in Rumänien oder Bulgarien. Die meisten würden ihre Kollektionen aber lieber in der Heimat herstellen lassen. Dafür bräuchte es laut Andreas Oberkanins mehr strukturelle Förderungen.
Motivation ungebremst
Trotz aller Schwierigkeiten ist die Motivation der österreichischen Designer ungebremst, sagt Lena Hoschek. "Ich denke, es gibt ein neues Selbstbewusstsein für österreichische Designer." Laut Hoschek, gebe es genug Jungdesigner, die nicht unbedingt nach London oder Paris ziehen wollen. Sondern die überzeugt wären, man könne es auch von Österreich aus schaffen, so die erfolgreiche Designerin. Wer sich traut, ist einen Schritt näher am Erfolg. Der bedeutet für die einen, in die Riege der Gianni Versaces aufzusteigen. Viele wären aber mit einem eigenen Geschäft zufrieden, von dem sich gut leben lässt.