Russland will rechtzeitig Gebiete sichern

Große Arktis-Expedition

Durch die globale Erwärmung schmilzt das Eis in der Arktis schneller. Große bisher kaum zugängliche Gebiete können wirtschaftlich erschlossen werden. Es werden große Mengen an Bodenschätzen vermutet. Russland möchte sich einen möglichst großen Teil sichern und startete vor wenigen Tagen eine große Forschungsexpedition.

Morgenjournal, 31.07.2010

Wirtschaftliche Interessen

Drei Monate soll das Forschungsschiff mit dem Namen Akademiker Fjodorov in der Arktis unterwegs sein, begleitet von einem atomgetriebenen Eisbrecher. Das Ziel der 50 Experten an Bord ist, zu beweisen, dass der sogenannte Lomonossow-Rücken, ein unterseeisches Gebirge, in Wirklichkeit die natürliche Fortsetzung des sibirischen Festlandes ist. So will Russland seinen Anspruch auf weitere Gebiete der Arktis begründen, in denen große Mengen von Öl und Gas vermutet werden.

Russland kritisiert Aufteilungsprozess

Alle Anrainerstaaten der Arktis diskutieren darüber, ob und wie das riesige Gebiet aufgeteilt werden soll. Präsident Dmitri Medwedew hat in einer Rede im März klargestellt, was ihm an diesem Prozess nicht gefällt. Medwedew erklärte: "Nicht polare Länder bemühen sich aktiv ihre wissenschaftliche, wirtschaftliche und sogar ihre militärische Präsenz in der Arktischen Zone zu vergrößern."

UNO erteilt Rechte

Von den fünf Anrainerstaaten der Arktis hat Russland vor Kanada die längste Küste und fordert daher etwa die Hälfte des Gebietes für sich. Prinzipiell hat jedes Land Anspruch auf das Meer bis zu 360 Kilometer von seiner Küste entfernt. Darüber hinaus kann es bei der UNO aber auch das Recht beantragen, sein Hoheitsgebiet auf den sogenannten Kontinentalschelf auszudehnen. Das ist jenes Gebiet, das sozusagen eine Fortsetzung seines Territoriums unter Wasser ist. Genau das versucht Russland jetzt zu belegen.

Jeder soll einen Teil der Arktis bekommen

Als nächsten Schritt wünscht sich Russland, dass die gesamte Arktis aufgeteilt wird, jedes Land soll sozusagen ein Tortenstück von seiner Küste bis zum Nordpol zugesprochen bekommen. Die meisten anderen Anrainerstaaten sind hier skeptisch, doch Russland will von dieser Forderung nicht abgehen. "Es gibt Versuche, Russland den Zugang zur Erforschung und Bewirtschaftung der arktischen Lagerstätten zu begrenzen. Das ist aus rechtlicher Sicht auf keinen Fall akzeptabel. Aus geographischer und historischer Perspektive ist das auch nicht gerechtfertigt", sagt Präsident Medwedew.

Russlands setzt Zeichen der Inbesitznahme

Ministerpräsident Wladimir Putin hat im Frühjahr eine öffentlichkeitswirksame Reise in die Arktis unternommen. Bei dieser hat er nicht nur einen Eisbären gestreichelt sondern auch den Bau neuer Stationen des russischen Zivilschutzes in der Region angekündigt. Das war ein eindeutiges Signal der Inbesitznahme. Und vor drei Jahren hat ein russisches U-Boot am Meeresboden unter dem Nordpol eine russische Fahne aufgestellt.

Große Mengen an Bodenschätzen vermutet

Laut Schätzungen von Experten könnten bis zu 30 % der weltweiten Erdgasreserven in der Arktis liegen und 13 Prozent der Ölvorräte. Außerdem würden große Mengen von Gold, Silber, Eisen und anderen Rohstoffen in dem Gebiet vermutet.