Nach Loveparade mit 21 Toten

Gedenkfeier in Duisburg

Deutschland trägt heute Trauer – in allen Bundesländern sind die Fahnen auf Halbmast gesetzt. Eine Woche nach der Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg gedenken die Menschen der 21 Todesopfer.

Wieder sind Tausende Menschen in die Stadt an der Ruhr kommen, in der es sehr still geworden ist. In der Salvatorkirche wurde der zentrale ökumenische Gottesdienst abgehalten. Gekommen waren Angehörige der Opfer, Dutzende der mehr als 500 Verletzten, Mitglieder der Rettungsteams sowie die Spitzen des Staates und des Landes Nordrhein Westfalen.

Mittagsjournal, 31.07.2010

Aus Duisburg, Volker Obermayr

Gedenken an die Erdrückten

Es ist eine stille, eine eindringliche Trauerfeier in der kleinen kaum geschmückten Kirche inmitten von Duisburg. Auf und neben dem schlichten Altar brennen weiße Kerzen für die Opfer, daneben ein einfaches Blumengesteck mit dunkelroten Rosen, ein aufgeschlagenes Kondolenzbuch liegt auf einem Tisch. An die 600 Menschen sind in die Salvatorkirche gekommen – geladen sind vor allem Angehörige der zumeist jungen Frauen und Männer, die im Gedränge zu Tode gedrückt und getrampelt worden waren.

Übertragungen in der ganzen Stadt

Zum Gedenken an die Opfer der Katastrophe sind auch die Spitzen der Parteien sowie des Bundes gekommen, etwa Präsident Christian Wulff und Kanzlerin Angela Merkel. Das Wort haben sie anderen überlassen – dem Bischof von Essen Franz-Josef Overbeck und dem evangelischen Präses Nikolaus Schneider. Die Loveparade, sagt der gebürtige Duisburger Schneider, sei zum Totentanz geworden.

Man verbinde sich mit jenen die fassungslos und entsetzt sind, die von Trauer und Sorge bedrängt werden. Ratlos sei man, sagt am Ende der Trauerfeier Hannelore Kraft, die Ministerpräsidentin von Nordrhein Westfalen, deren Sohn am vergangenen Samstag bei der Loveparade war.

Die Trauerfeier wurde in mehrere Kirchen sowie ins Fußballstadion von Duisburg übertragen, um möglichst vielen die Gelegenheit zu geben, Abschied zu nehmen. Die Menschen weinen um Verwandte, Freunde und ihnen Unbekannte. Am alten Güterbahnhof, wo die zumeist jungen Frauen sowie Männer zu Tode gedrückt und getrampelt wurden, sind Kränze und Blumen niedergelegt. In der abgesperrten Unterführung zum Gelände der Loveparade brennen unzählige Kerzen, auf Zetteln und Transparenten stehen Fragen nach Schuld und Verantwortung.

Schwere Schuldvorwürfe

Starke Polizeikräfte sollen in Duisburg für einen angemessenen Verlauf des Gedenkens sorgen. Es wird nicht ausgeschlossen, dass empörte Bürger ihrem Zorn Luft machen. Seit der Katastrophe erheben Veranstalter und staatliche Stellen gegeneinander Schuldvorwürfe. Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland, dessen Rücktritt vielfach gefordert wird, lehnt einen solchen Schritt weiter ab. Er hat an Trauerfeier ebenso wenig teilgenommen wie der Veranstalter der Loveparade Rainer Schaller – aus Respekt vor den Opfern wie sie sagen.