Premiere in Salzburg

Applaus für "Lulu"

Am Wochenende hatte bei den Salzburger Festspielen wieder die Oper das Sagen. Nach Glucks "Orpheus und Eurydike" im Großen Festspielhaus hatte am Sonntag, 1. August 2010, Alban Bergs "Lulu" in der Felsenreitschule Premiere.

Kultur aktuell, 02.08.2010

Bühnenbild von Daniel Richter

Viel Applaus gab es für die französische Sängerin Patricia Petitbon als Lulu, aber auch für die Männer, die um sie wie die Trabanten kreisen: Michael Volle als Dr. Schön, Pavol Breslik als Maler, Franz Grundheber als Schigolch und Thomas Johannes Mayer als Athlet. Auch Tanja Ariane Baumgartner als ebenfalls der Lulu verfallene lesbische Gräfin Geschwitz wurde vom Publikum gewürdigt.

Dass der bekannte deutsche Maler Daniel Richter, der schon vor zwei Jahren als Bühnenbildner in Salzburg gewirkt hatte, heftig beklatscht wurde, war klar, seine riesigen, malerischen Visionen bilden sozusagen das Herz der Aufführung. Aber auch die bulgarisch-deutsche Regisseurin Vera Nemirova war sichtlich erleichtert, als man sie nicht wie zuletzt bei Verdis "Macbeth" an der Staatsoper gnadenlos ausbuhte, sondern überaus freundlich empfing.

Pyramide mit Öffnungen

Im Orchestergraben musizierten die Wiener Philharmoniker unter dem Dirigenten Marc Albrecht. Im Gegensatz zu der "Lulu", die vor knapp zwei Monaten bei den Wiener Festwochen zu sehen war, eine Inszenierung von Peter Stein, war das wird hier nicht in edlen Art-Deco-Räumen gespielt, sondern auf der offenen Weite der Felsenreitschule. Eine schwarze Pyramide mit Öffnungen, vorher ein großes weißes Bettsofa sind nur einzelne Requisiten, man spielt aber auch zum Amüsement des Publikums den Beginn des dritten Aktes im Zuschauerraum, Sänger mischen sich unter die Festspielgäste, auch ein vermeintlicher Billeteur fängt zu singen an und die Polizisten stürzen durch die Gänge, um Lulu zu verhaften.

Patricia Petibon, die man hierzulande vor allem als Sängerin für Alte Musik und Mozart kennt, hat sich die schwere Partie der Lulu auf eine eigentümliche Weise angeeignet. Sie ist eine rothaarige, fragile Gestalt, burschikos verführerisch, stark und schwach zugleich und widerspricht ein wenig den tradierten Lulu-Klischees.

Sitzfleisch für den dritten Akt

Am Schluss, wenn Lulu ihren Mörder Jack the Ripper in ihr Zelt vor dem eindrucksvollen Winterhimmel Daniel Richters führt, ist sie verloren und todesgewiss. Dass man für Alban Bergs "Lulu" mit dem dritten, vom Komponisten Friedrich Cerha vervollständigten, Akt Sitzfleich braucht, hatten so manche Zuschauer wohl nicht ganz gewusst. In der zweiten Pause der über vierstündigen Aufführung hatten sich die Reihe sichtbar gelichtet.

Service

Alban Berg, "Lulu", 2. August 2010, 22:45 Uhr, ORF 2

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