Umarov präsentiert Nachfolger

Tschetschenien: Rebellenführer tritt ab

In der Führung der tschetschenischen Aufständischen gibt es einen unerwarteten Wechsel, Dokku Umarov, der selbsternannte Emir des Nordkaukasus ist zurückgetreten. Was das für die weitere Entwicklung des Aufstandes und der Gewalt in Tschetschenien und den benachbarten russischen Regionen bedeutet ist noch offen.

Mittagsjournal, 03.08.2010

Meistgesuchter Terrorist

Er ist der meistgesucht Mann Russlands, auch die USA haben ihn auf die Liste der gesuchten Terroristen gesetzt: Dokku Umarov, der selbst ernannte Emir des sogenannten Emirates Nordkaukasus, das außer Tschetschenien noch die anderen islamischen Republiken im Süden Russlands umfasst. Umarow hat sich 1992 der Rebellenbewegung angeschlossen und gilt als islamistischer Hardliner. Er hat sich unter anderem zu den Anschlägen auf die Moskauer U-Bahn im März mit 40 Toten bekannt. Gestern hat eine tschetschenische Homepage ein Video veröffentlicht: 3 Männer mit langen Bärten und Tarnanzügen, umgeben von dichtem Wald richten sich an die Zuschauer. Erst ein Gebet auf Arabisch, dann der politische Teil.

"Wir haben uns heute hier versammelt und sind zum gemeinsamen Entschluss gekommen dass ich meinen Posten aufgebe. Unser Bruder Aslambek Badalov ist jünger, ich bin überzeugt dass er mehr Energie hat und andere Resultate erreicht, aber das heißt nicht dass ich mich zurückziehen werde".

Neuer Führer Aslambek Badalov

Der neue Führer Aslambek Badalov ist ebenfalls ein Veteran beider Tschetschenien-Kriege, er soll in den letzten Jahren laut russischen Angaben mehrere Überfälle auf russische Polizie- und Militärposten organisiert haben. Die Gründe für den Wechsel sind völlig offen - Umarov selbst spricht von gesundheitlichen Gründen, aber das halten Beobachter für unwahrscheinlich. Umarov gilt als Vertreter einer besonders radikalen Linie. Die Ausrufung des Emirats im Jahr 2006 bedeute auch den Bruch mit weniger religiösen Rebellen, etwa dem Premierminister der tschetschenischen Exilregierung Ahmed Sakaev der in London lebt.

Mäßigung erwartet

Sakaev erwartet vom neuen Führer Badalov Mäßigung, vor allem was den Umgang mit Zivilisten angeht. Die Tötung normaler Bürger habe die Rebellenbewegung diskreditiert, Umarov habe so das Vertrauen der anderen Kämpfer verloren, meint Sakaev - der wohl auch daran denkt, dass das Kauakus-Emirat unter Umarov ihn als Verräter zum Tode verurteilt hat. Die russische Seite will dem Vorgang nicht allzuviel Beachtung schenken. Ein Sprecher des Innenministeriums erklärte kurz, Umarov habe längst den Rückhalt in der Rebellenbewegung verloren.

Gewalt wird bleiben

Tatsächlich ist die Lage im russischen Nordkaukasus sehr unübersichtlich, Experten gehen davon aus, dass es mehrere Fraktionen und Organisationen von Aufständischen gibt, die zum Teil auch untereinander verfeindet sind und sich dafür hin und wieder mit den russischen Geheimdiensten verbünden. An der Gewalt in der Region dürfte sich allerdings wenig ändern: Fast wöchentlich gibt es Anschläge mit Toten und Verletzten.