Bohrloch-Schließung angepeilt
Ölpest: Knapp 800 Millionen Liter im Meer
Im Golf von Mexiko werden die letzten Vorbereitungen getroffen, um das Bohrloch in 1.500 Metern Tiefe endgültig zu schließen. Die Folgen, die die bisher größte Ölpest auf dem Meer für die Umwelt langfristig hat, ist nicht abzuschätzen. Seit der Explosion der Ölplattform Ende April sind 780 Millionen Liter Rohöl ins Meer geflossen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 03.08.2010
Einige Tests zur Schließung des Bohrlochs mußten im Vorfeld verschoben werden. Der britische Ölkonzern BP gibt sich aber optimistisch, heute mit dem endgültigen Versiegeln des Bohrlochs beginnen zu können.
"Static kill" mit Bohrschlamm und Zement
Die letzten Vorbereitungen laufen auf Hochtouren: noch heute soll mit der endgültigen Versiegelung des Bohrlochs begonnen werden. "Static kill" heißt die Methode, die das Bohrloch auf dem Meeresgrund nun ein für alle Mal schließen soll. Bei dieser Methode werden schwerer Bohrschlamm und Zement durch die Mitte Juli aufgesetzte Verschlusskappe eingefüllt. Ob die Operation erfolgreich war, wird man 24 Stunden später wissen.
Enormer Druck
Der größte Unsicherheitsfaktor ist und bleibt aber - ob die Geräte diesem enormen Druck unter dem diese Schlammzementmasse in die Verschlusskappe auf dem Meeresgrund eingefüllt wird, auch standhalten werden. Bei den Vorbereitungstests kam es zu Verzögerungen, ein Leck wurde im Kontrollsystem der Verschlusskappe entdeckt.
Weiterer Schritt folgt
Auf jeden Fall: sollte die Operation heute funktionieren, dann wollen die Ingenieure in einem nächsten Schritt auch noch das Ölreservoir unter dem Meeresboden ebenfalls mit einer solchen Schlammzementmasse verschließen. Diese Operation mit dem Namen "bottom kill" sollte, so geplant, dann kommende Woche stattfinden.
Größte Katastrophe im Meer
Die Ölpest im Golf von Mexiko war die bisher größte Ölkatastrophe auf dem Meer. Das belegen nun auch die jüngsten Zahlen, die US-Wissenschafter im Auftrag der US-Regierung vorgelegt haben. Demnach flossen seit der Explosion der Ölplattform "Deepwater Horizon" Ende April 780 Millionen Liter Rohöl ins Meer.
Nur einmal, 1910, gab es eine noch größere Ölkatastrophe, aber auf dem Meer, sondern an Land: bei der Katastrophe von Lakeview Gusher in Kalifornien strömten 18 Monate lang fast doppelt soviel Rohöl ungehindert aus einem Bohrloch. "Es ist eine Katastrophe für uns, für BP, für die Menschen hier und für die gesamte Erdöl-und Erdgasindustrie", sagt der neu designierte BP Chef Bob Dudley.
Die Katastrophe sei ein Weckruf für die gesamte Branche gewesen, mehr in Sicherheit zu investieren.
BP auf Imagepolitur
Die langfristigen Auswirkungen der Ölpest auf die Umwelt im Golf von Mexiko sind noch immer nicht abzuschätzen. Auch wenn jetzt weniger Öl an der Meeresoberfläche zu sehen ist, so heiße das ja nicht, dass kein Öl darunter ist, warnen Wissenschafter.
Der britische Erdölkonzern BP bemüht sich indessen zu versichern, dass sich das Unternehmen auch nach dem Verschließen des Bohrlochs sich an der Bewältigung der Umweltkatastrophe beteiligen werde. "Wir werden hierbleiben, noch für Jahre. Auch wenn man jetzt möglicherweise weniger Aufräumarbeiter in Schutzanzügen an den Stränden sieht, das ist absolut kein Rückzug", versichert der designierte BP-Chef.