Mode-Firmen unter Druck

Hungerlöhne in Bangladesh

Hosen und T-Shirts, die bei uns in den Regalen liegen, werden oft unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt. Das hat eine Dokumentation über den Mode-Diskonter Kik verdeutlicht. Ein ARD-Team hat dafür Näherinnen in Bangladesch besucht. Doch Kik ist kein Einzelfall. Firmen wie H&M und Zara lassen ihre Kleidung unter ähnlichen Bedingungen fertigen, sagt jetzt eine NGO aus Österreich.

Morgenjournal, 07.08.2010

Lohn reicht kaum zum leben

Michaela Königshofer hat erst im Vorjahr die Näherinnen in Bangladesch besucht. Die junge Frau schildert, unter welchen Bedingungen die Näherinnen dort leben: "Ihr Zuhause sind oft schwarze Löcher, Wellblechhütten. Wenn es Zimmer sind, dann müssen sich acht bis zehn Familien eine Toiletten und auch die Kochstellen teilen."

Trotz der langen Arbeitszeiten an sechs Tagen pro Woche bekommen die Näherinnen nur umgerechnet 20 Euro, das ist selbst verglichen mit anderen Entwicklungsländern sehr wenig. Um genug zum Leben zu haben, müssten die Näherinnen laut einer Studie das Doppelte verdienen. Denn mit den 20 Euro können sie sich nicht einmal das Notwendigste leisten - kein Fleisch, kein Fisch, kaum Gemüse. Die Ernährung ist sehr schlecht, medizinische Versorgung kaum leistbar. Auch einwandfreies Wasser ist so kaum zu bekommen.

Kik kein Einzelfall

Michaela Königshofer arbeitet für die Clean-Clothes Kampagne, unterstützt durch die Gewerkschaft und die Katholische Kirche. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, faire Arbeitsbedingungen in Textilfabriken in Entwicklungsländern durchzusetzen. Doch die zuletzt angeprangerten Arbeitsbedingungen bei Kik seien nach wie vor kein Einzelfall. So habe man vor kurzem eine Studie über den Diskonter Lidl veröffentlicht, der auch sehr stark in Bangaldesch tätig sei. Aber auch bei Modemarken wie H&M oder Zara sei Bangladesch immer wieder als Produktionsstandort dabei

Auch weiße Schafe

Kaum eine Bekleidungsfirma habe sich bis jetzt zu einem existenzsichernden Lohn bekannt. Doch es gebe auch positive Beispiele, so Königshofer, etwa Unternehmen, die sich unabhängigen Initiativen anschließen, die gemeinsam mit den Unternehmen an Verbesserungen arbeiten, wie die Firma Jack Wolfskin. Im Herbst will die Clean Clothes Kampagne eine Bewertung von 30 Modeketten veröffentlichen. Sie soll den Konsumenten einen Überblick geben, welche Modeketten sich um faire Arbeitsbedingungen in ihren Fabriken bemühen und welche nicht.

Nur auf Druck

Der Mode-Diskonter Kik hat übrigens versucht, die Ausstrahlung der Fernsehdokumentation über seine Fabriken in Bangladesch zu verhindern. Nur als das nicht möglich war, hat man in einem Schreiben an das deutsche Fernsehen Fehler eingeräumt, und Besserung gelobt. Konkrete Maßnahmen hat Kik dabei nicht erwähnt.

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