Pilotversuch gemeinsam mit Ärzten
Pflegegeld: Fachkräfte bestimmen mit
Für Pflegegeldbezieher könnte es bald Änderungen bei der Einstufung der Pflegebedürftigkeit geben. Künftig sollen auch Pflegefachkräfte über den Pflegebedarf mitbestimmen können und damit über die Höhe des Pflegegeldes. Derzeit machen das Ärzte allein.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 10.08.2010
Neue Kooperation
In einem Pilotversuch in fünf Regionen in Österreich wird im Herbst die gemeinsame Einstufung von Ärzten und Pflegerinnen getestet und könnte dann auf ganz Österreich ausgedehnt werden. In etwa 1.000 Fällen soll die neue Kooperation versucht werden. Ärzte und Pflegefachkräfte sollen gemeinsam pflegebedürftige Personen besuchen - zu Hause oder in Heimen - und den Pflegeaufwand feststellen. Dabei soll es um Neuzuerkennungen von Pflegegeld gehen, aber auch über einen Antrag auf Erhöhung entschieden werden.
Start in fünf Regionen
Der Zweck des Ganzen: Ärzte und Pflegefachkräfte sollen ihre Expertisen zusammenführen, dieser Pilotversuch soll aber auch unterschiedliche Beurteilungen des Pflegeaufwands ersichtlich machen. Ab Oktober startet der Pilotversuch in fünf Regionen in den Bundesländern Burgenland, Niederösterreich, Salzburg, Tirol und Wien. Dabei sei besonders auf eine Mischung aus städtischen und ländlichen Gebieten geachtet worden, heißt es aus dem Sozialministerium.
Später Arbeitsteilung
Nach dieser Versuchsphase soll die gemeinsame Pflegebegutachtung ausgeweitet werden. Langfristig gesehen sollten dann die Ärzte für die Ersteinstufung zuständig sein, Pflegekräfte dann, wenn ein Antrag auf eine höhere Pflegestufe gestellt wird.
Bis zu 1650 Euro pro Monat
In Österreich beziehen mehr als 360.000 Personen Bundespflegegeld, deutlich mehr als die Hälfte davon in den Pflegestufen eins und zwei. Knapp sechs Prozent sind es in den höchsten Pflegestufen sechs und sieben. Das Pflegegeld beträgt zwischen gut 150 Euro bis zu mehr als 1.650 Euro pro Monat.
500 Mio. Euro für Pflegefonds nötig
Zur Finanzierung der Pflege soll künftig ein Pflegefonds eingerichtet werden. Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) ist - wie seine Partei schon länger sagt - für einen steuerfinanzierten Fonds. Für den Sozialminister wäre eine halbe Milliarde Euro bis 2020 notwendig.
"Für Valorisierung kein Budget"
Sozialminister Rudolf Hundstorfer im Morgenjournal-Interview am 10.08.2010 mit
Keine Teuerungsabgeltung
Zusätzliches Geld für eine automatische jährliche Anhebung des Pflegegeldes in Höhe der Teuerung, wie von Betroffenen immer wieder gefordert, gebe es derzeit aber nicht, sagt Hundstorfer. Das sei wegen des knappen Budgets nicht möglich.