Bildungsplan für Kindergartenjahr vorgelegt

Was die Fünfjährigen lernen sollen

Wie Fünfjährige im Kindergarten auf die Volksschule vorbereitet werden, hängt stark vom jeweiligen Kindergarten ab. Das soll sich künftig ändern: Familienstaatsekretärin Christine Marek (ÖVP) legt nun einen Bildungsplan für die Fünfjährigen vor, der in den kommenden Tagen an die Länder verschickt wird.

Mittagsjournal, 10.08.2010

Kein Lehrplan im herkömmlichen Sinn

Rechtzeitig vor Inkrafttreten des verpflichtenden Kindergartenjahres ab Herbst soll klarer sein, was Fünfjährige vor dem Schuleintritt lernen sollen. Doch eines gleich vorweg: Ein Lehrplan im herkömmlichen Sinn ist der Bildungsplan für die Fünfjährigen nicht. Es steht nicht drinnen, ob die angehenden Volksschüler schon die Buchstaben oder die Zahlen können müssen. Auch Qualitätskriterien wie Gruppengrößen oder Öffnungszeiten sind nicht darin enthalten.

Auf Volksschule vorbereiten

Vielmehr soll der Bildungsplan eine Anleitung für die Kindergarten-Pädagoginnen und -Pädagogen liefern, wie die Kinder im letzten Kindergartenjahr besser gefördert werden können, sagt Familienstaatssekretärin Marek. Die Kinder sollen bestmöglich für den Einstieg in die Volksschule vorbereitet, "die Kompetenzen der Kinder optimal gestärkt" werden. Die Kindergartenpädagoginnen sollten damit zusätzliche Instrumente für ihre Bildungsarbeit bekommen.

Anleitung für den Alltag

Ein Beispiel Mareks für den Bereich "Natur und Technik": Man möge im Alltag auf mathematische Aspekte achten, etwa beim Tischdecken, bei Mustern und Symmetrien auf Fassaden, oder "alle Möglichkeiten zum Zählen nützen im Alltag". Dazu gehöre auch der Umgang mit Geld.

Verpflichtung der Bundesländer

Der Bildungsplan für das letzte Kindergartenjahr ist derzeit im Druck und wird noch im August in die Länder an die einzelnen Betreuungseinrichtungen verschickt. Ab Beginn des neuen Kindergartenjahres, wenn also auch die Kindergartenpflicht für alle Fünfjährigen in allen Bundesländern endgültig in Kraft tritt, muss der Bildungsplan angewendet werden. Dazu sind alle Länder gemäß der sogenannten 15a-Vereinbarung verpflichtet.

Steiermark: "unnötige Fleißaufgabe"

Doch nicht überall herrscht Begeisterung. So ließ die Steiermark schon im Vorfeld wissen, man betrachte den Bildungsplan für die Fünfjährigen als unnötige Fleißaufgabe und man werde nichts zur Umsetzung beizutragen. Der Bildungsplan, den es schon für alle Kindergartenkinder gibt, reiche völlig aus.

Steirische Weigerung "fast fahrlässig"

Familienstaatssekretärin Marek weist die Kritik zurück: Für die Fünfjährigen brauche es eine vertiefende, in allen Bundesländern einheitliche Bildung. Denn auch in der Volksschule werde nach einem gemeinsamen Lehrplan vorgegangen, so Marek. Die steirische Weigerung sei im Sinne der Kinder "fast fahrlässig". Und die Länder seien verpflichtet, ihre Anstrengungen zur Umsetzung des Bildungsplanes nachzuweisen. Und das werde man dann im Rahmen der Abrechnungen dann auch zu diskutieren haben, so Marek. Harte Sanktionen für Länder, die den Bildungsplan für die Fünfjährigen nicht umsetzen, sind zumindest derzeit allerdings noch nicht vorgesehen.