Fanny Ardant in Sprechrolle

"Jeanne d'Arc" in Salzburg

Das Oratorium "Jeanne d'Arc au bûcher", das am 11. August 2010 bei den Salzburger Festspielen in der Felsenreitschule aufgeführt wird, ist gleichzeitig das Abschiedskonzert von Bertrand de Billy als Chefdirigent des RSO. Für die Rolle der Jeanne d'Arc ist es ihm gelungen, Fanny Ardant zu verpflichten.

Kulturjournal, 11.08.2010

Fanny Ardant im Gespräch

Ein Stück "zum Nachdenken"

Der Schweizer Arthur Honegger hat das "dramatische Oratorium" wie es heißt, nach einem Libretto des französischen Dramatikers Paul Claudel geschrieben. Es wurde am 12. Mai 1938 in Basel uraufgeführt.

Warum er es für sein Abschiedskonzert als Chefdirigent des RSO ausgesucht hat, beantwortet Bertrand de Billy so: Erstens sei es eine Kindheitserinnerung - er hat das Stück in Rouen im Kinderchor gesungen – und er habe sich dieses Stück als letztes Stück für seine RSO-Ära gewünscht, "ein Stück, das nicht für große Effekte ist, aber um nachzudenken – übers Leben, über Politik und Religion".

Kultur aktuell, 10.08.2010

"Faszinierende" Stimme

Schließlich konnte er auch die Schauspielerin Fanny Ardant überzeugen, die Rolle der Jeanne d'Arc - eine Sprechrolle - zu übernehmen. Fanny Ardant, die ja jedem Kinoliebhaber ein Begriff ist, unter anderem durch die beiden Truffaut-Klassiker "Die Frau nebenan" und "Auf Liebe und Tod", oder, rezenter, in "8 Frauen" von Francois Ozon. Dazu ist sie regelmäßig auf Theaterbühnen zu sehen.

Bertrand de Billy mag mehr Ardants Stimme als ihre Schauspielkunst: "Die Stimme hat mich immer fasziniert und es ist ein Luxus für mich, das Stück mit ihr machen zu dürfen." Ein Luxus, den das Salzburger Publikum am 11. August 2010 live genießen wird.

"Berührende" Einsamkeit

Dieses Oratorium, das auch Elemente des Mysterienspiels und der antiken Tragödie enthält, erzählt das tragische Ende der Jungfrau von Orléans, der Stimmen befahlen, Frankreich zu befreien und die schließlich nach einem spektakulären Prozess auf dem Scheiterhaufen stirbt.

"Was mich besonders berührt hat, ist die Einsamkeit der Jeanne d'Arc", sagt Fanny Ardant. "Im Augenblick des Todes ist sie völlig allein, von allen verlassen. In diesem Moment denkt man an sein Leben, und wenn dann jemand sagt: Nein, Jeanne, du bist nicht allein! Das ist das letzte Aufbäumen, wo man sich sagt: Es war nicht alles umsonst! Das berührt mich. Und dann gibt es noch diesen Aspekt: Sie hat diese Stimmen gehört und ist daraufhin in den Krieg gezogen. Das ist nicht nur eine kitschige Geschichte, sondern sie war auch sehr mutig. Sie war eine Frau, allein in einer Männerwelt, dazu dieser perfide Bischof Cauchon, all das gefällt mir: es ist eine Person gegen eine ganze Gesellschaft." Zur Erläuterung: Bischof Cauchon war der inquisitorische Ankläger im Prozess der Jeanne d'Arc, der sie schließlich auf den Scheiterhaufen brachte.

Und auf die Frage, ob Jeanne d'Arc eine moderne Frau sei, antwortet Fanny Ardant: "Ich glaube, man sollte nicht in Kategorien wie 'modern' denken sondern in der Kategorie 'ewig'. Es handelt sich hier um Archetypen. So wie die Protagonisten der 'Ilias', die sind episch. Persönlichkeiten, die bereit sind, ihr Leben für ein hohes Ziel hinzugeben. Das ist die Moral der Geschichte: Es gibt keine schönere Liebe, als sein Leben für denjenigen, den man liebt, hinzugeben. Das klingt sehr katholisch, aber vielleicht ist es auch sehr humanistisch!"

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