Roman von Doron Rabinovici

Andernorts

Am 16. August 2010 kommt ein neuer Roman von Doron Rabinovici in den Buchhandel - der Titel: "Andernorts". Doron Rabinovici, 1961 in Tel Aviv geboren, hat sich hierzulande nicht nur als Autor einen Namen gemacht, sondern auch als Historiker und streitbarer Publizist.

In Büchern wie dem Erzählband "Papirnik", den Romanen "Suche nach M." und "Ohnehin" oder dem Essayband "Credo und Credit" schreibt Rabinovici über das Leben nach der Shoa, die Schicksale der Nachgeborenen, jener Generation also, der der heute 49-jährige Wiener Autor selbst angehört.

Leben zwischen den Welten

Identität, Erinnerung und die Frage nach historischer Wahrheit sind die großen Themen im Werk von Doron Rabinovici. Und das sind auch die Themen, die seinen Protagonisten Ethan Rosen beschäftigen. Dieser Ethan Rosen ist Kulturwissenschaftler und er lebt "zwischen den Kontinenten und Kontinuitäten, zwischen den Regionen und Religionen" wie es heißt.

Rabinovici wollte das Problem aufzeigen bei jemandem, der überall zu Hause ist, aber sich gleichzeitig auch überall fremd fühlt, sagt er. "Und der keine Heimat mehr hat, aber gleichzeitig aus einer überlebenden Familie kommt und mit der Erinnerung zu tun hat."

"Kritik an der Erinnerung für die Erinnerung"

Um das ritualisierte Erinnern geht es auch in einer publizistischen Kontroverse, die Ethan Rosen nicht nur mit seinem Konkurrenten, sondern auch mit sich selbst austrägt - der israelische Intellektuelle Ethan Rosen gegen den Wiener Intellektuellen Ethan Rosen. "Ein wichtiger Punkt im Roman ist, dass der Text in verschiedenem Kontext ganz anders wirkt", so Rabinovici.

In einer hebräischen Zeitung ist Ethan Rosen einst über organisierte Gruppenreisen nach Auschwitz hergezogen, von einem "Disneyland der Vernichtung" war da zu lesen und: Die Kinder mit ihren klingelnden Mobiltelefonen und tönenden iPods sollten den Krematorien lieber fernbleiben.

"Diese Kritik gibt es in Israel - aber auch in anderen Ländern - als eine Kritik an der Erinnerung für die Erinnerung", so Rabinovici, "das heißt diese Kritik wird normalerweise, wenn sie intelligent ist, geäußert, damit wir uns im Klaren sind, wie die Rituale des Gedenkens die Erinnerung töten."

"Die Erinnerung zu kritisieren und das Vergessen zu loben" sei der einfache Weg - eine Sackgasse, meint der Autor: "Jenseits von Erinnerung denken zu wollen, führt in die Verblödung."

Hilfreiches Lachen

Eingebettet ist die Debatte über die Notwendigkeit von Erinnerung in eine komplexe Familiengeschichte. Und wie die grotesken verwandtschaftlichen Verwirrungen aufgelöst werden, das erinnert mitunter auch an Rosamunde Pilcher - gebrochen durch Witz und Ironie.

"Ironie ist ein Werkzeug des Widerstands", meint Rabinovici. "Humor ist eine Möglichkeit, das Entsetzen klarer zu machen, und Lachen ist sehr hilfreich. (...) Wichtig ist, dass es gute Witze sind, die die Geschichte weiterbringen."

Service

Doron Rabinovici, "Andernorts", Suhrkamp Verlag

Doron Rabinovici