Eine Gratwanderung der Gefühle

Phädra in Salzburg

Die Liebe ist wie eine Krankheit, die die Figuren von Jean Racine befallen hat - vor allem die Königin Phädra, Gattin des Theseus. Sie hat sich in dessen Sohn aus einer Verbindung mit einer Amazone, Hyppolitos, verliebt, und alles gerät in Unordnung.

Mittagsjournal, 17.08.2010

Regisseur Matthias Hartmann meint dazu: "Dies ist ein richtiges großes Melodrama. Es ist gültig und ohne irgendeinen Zeitbezug. Man könnte sogar sagen: So alt es sich anfühlt, so modern ist es auch."

Schauspieler im Mittelpunkt

Die Bühne von Johannes Schütz ist in schwarz-weiß gehalten - eine bewegliche, drehbare Wand. Meeresrauschen ist zu hören. Sonst ist die ganze Inszenierung auf die Schauspieler gebaut: Philipp Hauß als Hippolytos, der seinerseits in Arikia (Sylvie Rohrer) verliebt ist, Therese Affolter als der Phädra bedingungslos ergebene Önone, Hans-Michael Rehberg als Erzieher des Hippolytos und - nach langen Jahren der Bühnenabsenz, wenn man von seiner Alma absieht - Paulus Manker als Theseus.

Womanizer und Held

Paulus Manker sagt im Interview: "Wann kriegt man schon einen griechischen Helden angeboten der erstens halbnackt, nur mit dem Löwenfell umgehängt, ein Womanizer ist - er hat ja schon die Schwester der Phädra, Ariadne, besessen - und zweitens in der Heldenriege Herakles, der in der Unterwelt war und dort Zerberus zermerschert hat, gleichgestellt wird? Man hat also ein ziemliches Leben, tritt dann im dritten Akt auf und sagt 'So, was ist denn da los?' Das mache ich schon gerne."

Eine Gratwanderung der Gefühle

Matthias Hartmann wagt mit dieser Inszenierung eine Gratwanderung der Gefühle: "Salzburg ist einfach ein Ort des großen Dramas und der großen Oper. In Salzburg muss man sich alles Große trauen. Salzburg ist kein Ort für Experimente in dem Sinn, dass man sagt: 'Jetzt gehe ich einmal hin und schaue einmal irgendwo in einer Nebenkammer, ob ich das Theater neu erfinde!', sondern es ist ein Ort für große Stars, für das große Schaulaufen in allen Bereichen des Theaters."

Die Inszenierung der Phädra übersiedelt nach dem Salzburg-Einsatz an das Wiener Burgtheater.

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Salzburger Festspiele - Phädra