Premiere des Spielfilms "Janek" im Oktober

Tobias Dörr, Regie

Zum Medium Film kam er durch den Vater: berichtet Tobias Dörr, Jahrgang 1977, der an der Wiener Filmakademie Regie studiert. Sein jüngstes Projekt "Janek", wofür er den Drehbuch-Preis des Filmakademie-Festivals 2007 erhielt, wird im Oktober in Wien Premiere haben.

"Kunst hatte immer schon Bedeutung in meinem Leben. Ich komme aus einem religiösen Umfeld, bin in einem Pfarrhaus aufgewachsen und so ergab sich dieser Konnex. Zunächst kam ich durch meinen Vater zur Fotografie. Er interessierte sich aber auch für den Film.

Am Beginn war Rainer Werner Fassbinder wichtig für mich, weil mich seine Filme zum Nachdenken über dieses Medium brachten. Auch wenn sie mich zum Teil irritierten, so wurde mir doch klar, dass Film nicht nur ein Konsumprodukt ist", berichtet Tobias Dörr, der in der Schweiz geboren und in Konstanz am Bodensee aufgewachsen ist, Jahrgang 1977, über seine Anfänge.

Seit 2003 studiert er Regie bei Michael Haneke an der Filmakademie Wien. Abschließen wird er 2011.

Durch Kontakte nach Wien

Nach Wien kam Dörr durch Kontakte zu Freunden. Und in der Folge war er für die "Wiener Zeitung" tätig und arbeitete als Filmvorführer.


"Als ich erfahren habe, dass Michael Haneke eine Professur für Regie erhält, habe ich mich an der Filmakademie beworben. Und es hat sich herausgestellt, dass er auch ein toller Lehrer ist", schildert Dörr.

Zwei Seiten einer Medaille

"Dokumentar- und Spielfilm sind zwei Seiten einer Medaille, und es ist für jeden Filmemacher wichtig, sich mit beiden zu beschäftigen. Denn man profitiert dabei für das jeweils andere Genre", stellt Dörr fest, dem gutes Arbeitsklima am Set sehr wichtig ist.

Filmischer Brief "Was ich noch sagen wollte"

Zu einer seiner wichtigsten filmischen Arbeiten zählt Tobias Dörrs "Was ich noch sagen wollte", den er bereits im zweiten Semester produzierte:

"Es ist ein filmischer Brief an meine Tante, die Nonne ist. Sie hat mir zeitlebens geschrieben und ich habe nie geantwortet. Es geht darin um meine Kindheit, um eine Auseinandersetzung mit meiner katholischen Vergangenheit, wo ich aus meiner heutigen Perspektive sage, was ich denke.

Obwohl es eine sehr frühe Arbeit ist, sieht man meine Handschrift. Dieser Kurzfilm wird noch immer bei Festivals gezeigt."

"Verwehte" mit Ulrich Mühe

Eine andere wichtige Arbeit Dörrs war sein Kurz-Spielfilm "Verwehte", eine Koproduktion von ZDF und "arte", die sehr prominent besetzt war:

"Es ist die leise Geschichte einer Ehe, die in der Trauer über den Tod eines Kindes implodiert. Ich hatte das Glück, hier noch mit Ulrich Mühe drehen zu dürfen – es war eine seiner letzten Arbeiten. Und ich hatte mit Susanne Lothar und Emily Cox eine ideale Besetzung. Ich war natürlich sehr angespannt bei dieser Arbeit, weil ich großen Respekt vor Mühe hatte und alles richtig machen wollte", erzählt Dörr.

"Janek"-Premiere im Oktober

2007 erhielt Tobias Dörr im Rahmen des Festivals der Wiener Filmakademie den Preis für das Beste Drehbuch für "Janek".

"Dieser Spielfilm handelt von einem zwölfjährigen Jungen aus einer bürgerlichen Familie, für den niemand Zeit hat. Eines Tages hat der Vater einen Nervenzusammenbruch und kommt in eine Klinik. Von da an verändert sich die Position Janeks: er soll nun als Bindeglied zwischen Familie und Vater funktionieren. Janek beginnt sich zu emanzipieren und seinen eigenen Weg zu gehen", beschreibt Dörr sein jüngstes Projekt, das im Oktober 2010 in Wien Premiere haben wird.

Und im Rahmen des Filmakademie-Festivals2007 wurde Ö1 Talent Emily Cox als beste Nachwuchsschauspielerin für ihre Darstellung in Dörrs "Verwehte" ausgezeichnet.

Dok- und Spielfilme

Seit 2004 konnte Tobias Dörr, der bereits bei internationalen Filmfestivals in Paris, Luxemburg und Saarbrücken vertreten war, umfangreiche Film-Praxis sammeln:

In dieser Zeit entstanden unter anderen der Kurzspielfilm "Und über uns schließt sich ein Himmel aus Stahl" nach einer Kurzgeschichte von Thomas Brasch mit Anne-Christine Jahn und Udo Samel (2005), das Gemeinschaftsprojekt "Krankheit der Jugend" unter Leitung von Michael Haneke, an dem neun Regisseure beteiligt waren, "Making of" zu Götz Spielmanns Oscar-nominierten Film "Revanche" (2008), sowie "Töten", die Verfilmung der Kurzgeschichte von Daniel Kehlmann im Rahmen des "Zorn!"-Festivals am Wiener Max Reinhardt Seminar.

Als Filmregisseur reüssieren

Derzeit arbeitet der ambitionierte Nachwuchs-Regisseur am Drehbuch zu einer Komödie.

Wie lauten seine Zukunftswünsche? "Ich möchte vom Filmemachen und Drehbuchschreiben leben können, und damit erfolgreich sein. Und die Zuschauer mit meinen Filmen unterhalten und berühren", so Tobias Dörr.