Von der Seebühne zum Hypo-Verkauf

Ermittler durchleuchten Hypo Bank

Die Kärntner Staatsanwaltschaft, die SOKO Hypo des Innenministeriums und die CSI-Ermittlergruppe des Finanzministeriums durchleuchten derzeit 2000 Geschäftsverbindungen der Bank. Es besteht der Verdacht eines kriminellen Netzwerks. Die Aufklärung, wer bei Geschäften vor, bei und nach dem Verkauf profitiert haben könnte, wird Jahre dauern.

Mittagsjournal, 23.08.2010

CSI, Soko und Staatsanwaltschaft prüfen

"Die Bank, die keine Fragen stellt. Unter diesem Motto könnte man viele Aktivitäten der Kärntner Hypo Alpe-Adria-Bank stellen. Vor allem bei den zahlreichen dubiosen Krediten, welche die Bankverantwortlichen in den vergangenen zehn Jahren genehmigt haben. Dementsprechend sind die Kreditvergaben der umfangreichste Teil der Untersuchungen in der Hypo-Banken-Affäre. Die Kärntner Staatsanwaltschaft, die SOKO Hypo des Innenministeriums und die CSI-Ermittlergruppe des Finanzministeriums, durchleuchten derzeit fast 2000 Geschäftsverbindungen der Bank.

Verdacht auf kriminelles Netzwerk

Vor allem in Kroatien und Slowenien wurden großzügig Kredite im zweistelligen Millionenbereich vergeben. Offenbar oft ohne Sicherheiten und strenger Prüfung, ob die Kredite wieder zurückgezahlt werden können. Dazu zählen verschiedenste Hotelprojekte oder Leasingprojekte mit Jachten. Stellte sich später heraus, dass die Kredite nicht mehr zurückgezahlt werden können, investierte die Bank weitere Millionen um unprofitable Projekte zu übernehmen. Der Verdacht der Ermittler ist, dass hier ein kriminelles Netzwerk innerhalb und außerhalb der Bank aktiv war.

Profitierten immer dieselben?

Bei den vielen Kreditvergaben sollen immer wieder dieselben Personen über verschiedenste Firmenkonstrukte zum Zug gekommen sein und davon profitiert haben. Einer dieser Profiteure soll der ehemalige Kroatische General Vladimir Zagorec gewesen sein. Ihm soll die Bank über Firmenkonstrukte in Liechtenstein 70 Millionen Euro Kredit gewährt haben. Das Schadensausmaß dieser Kreditvergaben steht noch nicht fest. Die Ermittler rechnen mit mehreren hundert Millionen Euro. Für Zagorec gilt die Unschuldsvermutung.

Millionenkredite an Haider-Günstlinge

Der zweite Schwerpunkt der Ermittlungen, ist der politisch brisante Aspekt um die Freundschaftsdienste der Bank an den verstorbenen Landeshauptmann Jörg Haider. "Sie wünschen - wir spielen", war offenbar die Devise, wenn es um kostspielige Kredite für Prestigeobjekte des Landeshauptmannes ging. So wurden zwei Millionen Euro in die marode Fluglinie "Styrian Spirit" investiert. Der Verdacht lautet nun: Durch den Kredit sollte der Schaden für Haider-Günstlinge, die an der Fluglinie beteiligt waren, verringert werden.

Schlosshotel und Fußball im Visier

Auf Zuruf Haiders wurde dem Privatdetektiv Dietmar Guggenbichler ein hoher Kredit gewährt, obwohl der Mann pleite war. Die beiden Fälle werden auch im Haftbefehl gegen Ex-Hypobank-Chef Wolfgang Kulterer angeführt. Diese sind aber bei weitem nicht die einzigen Kreditfälle, welche die Ermittler in Kärnten prüfen. Die Bank investierte über 100 Millionen Euro in den Ausbau des Schlosshotels Velden, bis heute ist es ein Verlustgeschäft. Auch die Finanzspritzen für die Seebühne und die Unterstützung des SK Austria Kelag Kärnten sind im Visier der Ermittler.

Wurde Hypo zu teuer verkauft?

Die dritte Frage, die bei den Untersuchungen der Affäre geklärt werden muss, ist der Verkauf der Kärntner Hypo an die Bayrische Landesbank um mehr als drei Milliarden Euro. In diesem Fall ermittelt vor allem die Staatsanwaltschaft in München. Es geht um die Fragen, ob der Kaufpreis nicht völlig überzogen war und ob der Kauf schon frühzeitig zwischen dem Bayern Chef Werner Schmied und Hypo Investor Thilo Berlin abgesprochen wurde. Denn Berlin war mit einem hochkarätigen Freundeskreis mittels Genussscheinen bei der Hypo eingestiegen und hatte nach dem Bankverkauf für sich und seine Teilhaber einen hohen Gewinn eingefahren. Deshalb gehen die Ermittler der Frage nach, ob sich bei dem Verkauf jemand bereichert hat?

Nach der Übernahme

Der vierte Punk, den die Ermittler klären müssen, ist die Frage, wie die Geschäfte der Hypo Bank, nach der Übernahme durch die Bayern und unter dem Vorstand Thilo Berlin gehandhabt wurden. Günter Striedinger, einer der beschuldigten Bankvorstände aus der Ära Kulterer, weist immer darauf hin, dass die Kreditvergaben der Hypo unter der neuen Führungsspitze noch viel weiter angestiegen sind.

Aufklärung wird Jahre dauern

SOKO-Hypo-Chef Bernhard Gaber geht davon aus, dass die Aufarbeitung der Causa mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird. Um eine vollständige Aufklärung wird man aber nicht herumkommen. Vor allem, weil die neue Bankführung entschlossen ist, sich so viel Geld wie möglich am Zivilrechtsweg wieder zurückzuholen. Immerhin musste die Bank notverstaatlicht werden und konnte nur mit Hilfe des Steuerzahlers gerettet werden.