Zu früher Abzug stärke Taliban
US-Militärs gegen Obamas Abzugstermin
In US-Militärkreisen ist eine Diskussion über die Abzugspläne aus Afghanistan ausgebrochen. Immer mehr führende Generäle stellen den von Präsident Barack Obama gesetzten Termin vom Juli 2011 in Frage. US-Oberkommandeur in Afghanistan, David Petraeus, und US-Marine General James Conway warnen vor einem zu frühen Abzug.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 25.08.2010
US-Truppen gefährdet
Derzeit sind 90.000 Soldaten in Afghanistan im Einsatz. Präsident Barack Obama hat versprochen, sie ab Juli kommenden Jahres heimzuholen. Eigentlich wäre das der Anfang vom Ende des Krieges. Vor einer Woche hatte der US-Oberkommandeur in Afghanistan, David Petraeus, erklärt, der Abzugstermin vom Juli 2011 sei nicht in Stein gemeißelt, er werde kaum zu halten sein. Nun warnt ein weiterer führender US-Militär vor dem Abzugstermin. Der Einsatz der Truppen könnte dadurch schwieriger werden, meint der Kommandeur der US-Marineinfanteristen, General James Conway: "Wir glauben, dass die Festlegung auf einen Termin die Taliban gestärkt hat. Die Extremisten gehen davon aus, dass sie nur mehr bis dahin durchhalten müssen. Wir haben solche Funksprüche abgefangen."
Weißes Haus duldet keine Kritik
James Conway schlägt unverblümt vor, dass zumindest die Marineinfanteristen über den Juli 2011 hinaus in Afghanistan bleiben sollten. Dass sich der General öffentlich über den Präsidenten hinwegsetzt, wird das Weiße Haus nicht erfreuen. Man erinnert sich an den anderen Oberkommandierenden Stanley McChrystal. Er wurde entlassen, weil er Obama kritisiert hatte. James Conway geht demnächst sowieso in den Ruhestand.