Großstadt überschwemmt
Dammbrüche und Taliban-Drohungen
Im Süden Pakistans haben die Wassermassen des Flusses Indus erneut Dämme bersten lassen. Auch die Großstadt Thatta war betroffen. Zu der katastrophalen Lage in den Hochwassergebieten kommen nun auch noch Drohungen der Taliban gegen die internationalen Hilfsorganisationen.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 27.08.2010
Helfer lassen sich nicht abschrecken
Die "Horde von Ausländern" sei "in keiner Weise akzeptabel", sagte ein Sprecher der Islamisten. Den USA und anderen Staaten, die Hilfe zugesagt hätten, gehe es nicht wirklich um die Flutopfer, sagte Taliban-Sprecher Azam Tariq am Donnerstag per Satellitentelefon. Dabei deutete er unmissverständlich an, dass die Extremisten zur Gewalt greifen könnten.
Die Vereinten Nationen nehmen die Drohung ernst, wie UN-Nothilfekoordinator John Holmes sagte. "Wir treffen geeignete Vorsichtsmaßnahmen, aber wir werden uns nicht davon abschrecken lassen, das zu tun, was wir für notwendig erachten, nämlich dem pakistanischen Volk zu helfen", sagte Holmes vor Journalisten in New York.
Gefährdete Kinder
Nach Schätzungen von UNICEF müssen weitere drei Millionen Kinder dringend mit sauberem Trinkwasser, einfachen sanitären Einrichtungen und Hygienebedarf versorgt werden. Nur so lasse sich das Risiko tödlicher Krankheiten durch schmutziges Wasser eindämmen, so das Kinderhilfswerk der UNO in einer Aussendung. 800.000 Kleinkinder unter fünf Jahren und 1,2 Millionen schwangere Frauen und stillende Mütter müssen noch mit Zusatznahrung versorgt werden. 1,5 Millionen Kleinkinder brauchen Impfschutz gegen gefährliche Krankheiten wie Masern und Polio.
Neue Dammbrüche
In der südpakistanischen Provinz Sindh verschärfte sich die Lage am Freitag nochmals. Am Fluss Indus brachen die Dämme an mindestens zwei Stellen. Betroffen war auch ein Deich, der die Stadt Thatta schützte. Allein dort flüchteten 175.000 Bewohner vor den Wassermassen. Seit Mittwoch seien in den Bezirken Thatta und Qambar-Shadadkot eine Million Menschen obdachlos geworden, sagte UN-Sprecher Maurizio Giuliano. "Wir teilen (Hilfe) immer schneller und schneller aus, aber die Flut scheint entschlossen, unseren Einsatz zu überholen", klagte Giuliano.
17 Millionen Geschädigte
Seit Beginn der Flutkatastrophe sind vom gebirgigen Norden Pakistans bis zum landwirtschaftlichen Kernland im Süden fast 17,2 Millionen Menschen von den Wassermassen erheblich und direkt geschädigt worden, schätzen die UN. Etwa 1,2 Millionen Häuser sowie die Infrastruktur wurden zerstört.
Islamabad will Geberkonferenz
Unterdessen will Pakistan Ende November eine internationale Geberkonferenz in der Hauptstadt Islamabad ausrichten. Dies teilte die für humanitäre Hilfe zuständige EU-Kommissarin Kristalina Georgieva in Brüssel nach einem Besuch in der Krisenregion mit. "Sie planen, Gastgeber einer Geberkonferenz zu sein, sobald die Schätzung für den Wiederaufbau gemacht wurde", sagte die EU-Kommissarin. "Natürlich wird die EU dort sein." Die gesamte EU habe Pakistan 230 Millionen Euro an Soforthilfe zur Verfügung gestellt, davon kommen 70 Millionen Euro aus dem Gemeinschaftshaushalt, sagte die Kommissarin. Damit habe die Europäische Union rasch und großzügig reagiert.
Salzburger Festspiel-Benefiz: 300.000 Euro
Der von den Salzburger Festspielen und von Nachbar in Not veranstaltete Benefizabend für die Flutopfer in Pakistan hat gestern, Donnerstag, im Haus für Mozart mit 1.560 Besuchern nach Angaben der Festspiele rund 300.000 Euro eingebracht.