"Zu viele Scharlatane in der Kunst"
Christian Ludwig Attersee ist 70
Eine Künstlerexistenz im Elfenbeinturm hat Christian Ludwig Attersee nie geführt. Wo er war, war neben Malerei meist auch Wein, Weib und Gesang. Am 28. August 2010 feiert der Maler, Musiker, Schriftsteller, Objektmacher, Designer, Filmemacher und Bühnenbildner seinen 70. Geburtstag.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 28.08.2010
"Es gibt viel zu viele künstlerisch gänzlich unbegabte Scharlatane in der bildenden Kunst. Gerade einer von 500, die sich Künstler nennen, ist wirklich einer", meint Christian Ludwig Attersee. "Das liegt auch an den vielen schlechten Galerien, vor allem aber liegt das an der Postmoderne", sagt der Maler im APA-Gespräch kurz vor seinem 70. Geburtstag, den er am 28. August 2010 feiert.
"In der Postmoderne ist es erlaubt, ja geradezu gefordert, alles nachzumachen, bloß bereits Dagewesenes nachzuahmen. Also glauben viele sogenannte Künstler seit zumindest drei Jahrzehnten, dass es nicht nötig ist, seinen eigenen, persönlichen Weg zu finden. Ich hoffe, diese Episode der Kunstgeschichte ist bald vorbei", so Christian Ludwig Attersee.
Der "Symbol-Zerstörer"
In seinen aktuellen, meist im Atelier in Mallorca entstandenen Bildern beschäftigt er sich mit jenen Symbolen, die er stets zu zerstören versuchte. "Ja, ich bin und bleibe ein Symbol-Zerstörer. Aber jetzt interessieren sie mich doch. Gerade, weil die Postmoderne alles wiederholt hat außer dem Symbolismus. Jetzt versuche ich noch einmal zu ergründen, was genau die Symbole mit meiner Kunst zu tun haben. Natürlich ist dabei ein ganz persönlicher 'Atterseeierter Symbolismus' entstanden."
Der renommierte Künstler arbeitet überwiegend mit Acryl. "Ich benutze Acryl, aber bei mir sieht es aus wie Öl. Das können nur ganz wenige Maler. Das liegt zum einen an der Qualität des Acryls, das ich verwende, zum anderen an der trockenen, verdichteten Farbmischung."
Ausstellungsreigen
Insgesamt gebe es heuer zwölf Attersee-Ausstellungen in ganz Österreich, erzählt der Künstler. Jede davon mit ganz anderen, überwiegend neuen Arbeiten, wie der Künstler betont. Auf der Schmittenhöhe in Zell am See gestaltet Attersee außerdem eine Art Gipfelkreuz, eine 28 Meter hohe, begehbare Skulptur, die auf sechs Seiten die Schöpfungsgeschichte und im siebenten Teil, dem Innenraum, die schöpferische Ruhe darstellt.
Service
Buch Daniela Gregori und Rainer Metzger, "Christian Ludwig Attersee. Sein Leben Seine Kunst Seine Zeit", Brandstätter Verlag
Buch Michael Westermann, "Christian Ludwig Attersee - Pinselfresser", Brandstätter Verlag
Christian Ludwig Attersee