Rettung in zwei Monaten theoretisch möglich

Hoffnung für Chiles Bergleute

Horst Wagner, Professor für Bergbau an der Montanuniversität in Leoben, der unter anderem 1998 als Einsatzleiter beim Grubenunglück in Lassing bekannt wurde, ist vorsichtig optimistisch für die Bergung der 33 in Chile verschütteten Bergleute: Die Rettungsaktion könnte schneller gehen als befürchtet.

Zeitpolster zur Stressvorbeugung

Die chilenischen Retter und ihre Helfer hätten sich selbst einen großzügigen Zeitplan gesetzt, sagt der Leobener Bergbauexperte Horst Wagner: Vier Monate würden sie vielleicht gar nicht benötigen, aber sie wollten wohl nicht unter den Druck der Öffentlichkeit geraten, wenn sich etwas verzögert, so Wagner, der auch aus seiner Erfahrung bei Grubenunglück in Lassing spricht.

"Wenn man irgendeinen Zeitplan vorgibt und den nicht einhält, wird der öffentliche Zeitdruck gewaltig. Dann kommt die Bohrmannschaft in eine Situation, dass sie vielleicht Dinge beschleunigen möchte und dadurch Fehler passieren können", meint der Experte.

700 Stunden bohren

Weil der vorhandene Schacht eingestürzt ist, hat man drei weitere Löcher gebohrt: eines für Nahrung und Flüssigkeit, eines für Atemluft und ein drittes für die Kommunikation der Kumpel mit der Außenwelt. Zur Bergung wird nun eine Schachtbohranlage eingesetzt, mit der 700 Meter durch unterschiedliche Gesteinsformationen in die Tiefe gegraben wird.

Horst Wagner erläutert den Vorgang: "Es wird ein Pilotloch gebohrt, das dann erweitert wird, wenn es die benötigte Tiefe erreicht hat. Die Geschwindigkeit liegt im Allgemeinen im Bereich von einem bis eineinhalb Meter pro Stunde, das hängt sehr stark vom Gebirge ab. Das würde in diesem Fall mindestens eine Dauer von 500 Stunden ergeben - eine sehr lange Zeit, also zwei Monate." Dazu kämen noch unwägbare Verzögerungen, meint er.