Tony Blair veröffentlicht Memoiren
Abrechnung mit Rivalen
Der ehemalige britische Premier Tony Blair hat heute sein Enthüllungsbuch "Tony Blair - eine Reise" über das Leben in der Downing Street veröffentlicht. In seinen Memoiren rechnet er mit seinem langjährigen Rivalen und Nachfolger Gordon Brown ab. Und Blair bleibt dabei, dass er den Irak-Krieg nicht bereut.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 01.09.2010
Keine große Präsentation
Tony Blair hat 3 Jahre lang gewartet, bis er seine Memoiren veröffentlicht. Aus Angst vor Demonstrationen wütender Irak-Kriegsgegner, verzichtet er auf einen großen öffentlichen Auftritt und weilt in sicherer Entfernung in Washington. Blair nimmt in seiner Rolle als Nahost-Sonderbeauftragter an den Friedensverhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern teil. In Großbritannien rauften sich die Medien in den letzten Tagen um Vorabdrucke seines Enthüllungsbuchs.
"Null emotionale Intelligenz"
Zeile um Zeile kommt jetzt ans Licht, wie – zumindest aus Tony Blair´s Sicht – der Kampf um die Macht eine Freundschaft zerstört und Labour´s Chancen auf eine Wiederwahl vernichtet hat. Im BBC-Interview beschreibt Tony Blair sein Verhältnis zu Gordon Brown als schwierig und zum Ende hin als beinahe unmöglich. Blair behauptet, Brown habe null emotionale Intelligenz, er hätte die "New Labour"-Prinzipien vernachlässigt, die Partei habe deswegen die Wahl verloren.
"Brown als Premier ein Desaster"
Er habe immer gedacht, Brown wäre als Premierminister ein Desaster, scheute sich aber seinen mächtigen Schatzkanzler zu feuern, aus Angst er könnte außerhalb seiner Reichweite noch gefährlicher sein. Viele hatten vielleicht seine Kompetenz als Premierminister überschätzt, aber in den letzten 3 Jahren sei seine Stärke unterschätzt worden, sagt Tony Blair. Er gibt zu, in den letzten Jahren vor seinem Abgang immer häufiger getrunken zu haben, Wein und Gin Tonic seien zur Gewohnheit geworden.
Blair bereut Irakkrieg nicht
In der Irakkriegspolitik zeigt Tony Blair aber keine Schwäche. Natürlich tue es ihm leid, dass der Krieg so viele Opfer gefordert habe. Aber die Entscheidung ohne UNO-Mandat an der Seite der USA einzumarschieren, könne er nicht bereuen, er trage dafür die Verantwortung.
Königliche Anekdoten
Er sieht noch immer große Terror-Gefahren im Mittleren Osten. Das sein ein Kampf, der eine ganze Generation beschäftigen werde.
Das Buch dürfte aber auch zum Schmunzeln anregen. Tony Blair gibt einige bizarre Zusammentreffen mit der königlichen Familie zum Besten. Prinz Charles habe mit ihm gewettet, dass das Verbot der traditionellen Fuchsjagd nicht umgesetzt werden könne. Mittlerweile bereut er, das Verbot erlassen zu haben, zeitweise habe er sich selbst wie der verdammte Fuchs gefühlt, schreibt Blair. Wohl die einzige Anmerkung im Buch, die seinen Gegnern gefallen dürfte.