Filmfestspiele starten mit "Black Swan"

Aronofsky eröffnet Venedig

Mittwochabend wurden die 67. Filmfestspiele von Venedig mit der amerikanischen Produktion "Black Swan" eröffnet. Regie bei diesem Drama rund um die Selbstfindung einer Balletttänzerin führt US-Regisseur Darren Aronofsky.

Kultur aktuell, 02.09.2010

Aronofsky erhielt 2008 in Venedig für seinen Film "The Wrestler" schon einmal einen Goldenen Löwen. Doch nicht nur Aronofsky selbst kam mit seiner Hauptdarstellerin Natalie Portman an den Lido, auch Jury Präsident Quentin Tarantino stellte sich der Presse.

Blutiger Intrigen-Reigen

Vor zwei Jahren nahm Darren Aronofsky den Goldenen Löwen für "The Wrestler" mit nach New York - jetzt eröffnet der junge Regisseur das Filmfestival Venedig und geht damit erneut in den Wettbewerb um die Preise des Filmtreffens. Das Milieu für seinen fünften Film hat der 41-Jährige dabei radikal gewechselt: Vom amerikanischen Ringer-Drama mit Mickey Rourke ist "Black Swan" weit entfernt. Im Zentrum des blutigen Intrigen-Reigens in einer New Yorker Ballettkompanie steht eine Schauspielerin, die beim Festival am Mittwoch bereits vor der abendlichen Galaeröffnung die am Lido versammelten Medien der Welt begeistert: Natalie Portman.

Noch ist Venedig so gar nicht in richtiger Festivalstimmung, das weitläufige Gelände am Lido gleicht einer Baustelle mit Chaos hier und dort. Und der neue Festival-Palazzo, an dem schon lange gebaut wird, scheint noch Jahre zu brauchen. Aber es half nichts - die 67. Ausgabe des Internationalen Filmreigens war angesetzt, im Hauptwettbewerb warten 24 ausgesuchte Streifen darauf, bis zum 11. September ins Rennen um den begehrten Goldenen Löwen zu gehen. Gegen Ende tritt auch der deutsche Regisseur Tom Tykwer mit "Drei" an, in dem die österreichische Schauspielerin Sophie Rois eine Hauptrolle spielt.

Tarantino als Jurypräsident

Doch zunächst einmal setzen am Lido die New Yorker Filmemacher Akzente: Mit Darren Aronofsky, Sofia Coppola und Julian Schnabel machen die Big-Apple-Regisseure dem Lido ihre Aufwartung.

Und das unter den gestrengen Augen der diesjährigen Jury mit dem amerikanischen Regisseur Quentin Tarantino als Präsident. Italienische Blätter waren nur besorgt, dass dessen Vorliebe für gewaltgespickte Filme aus Asien bei der Preisvergabe durchschlagen könnte. Doch der Leiter des Festivals, Marco Müller, besänftigte die Kritiker: Dafür kenne er den Meisterregisseur von "Kill Bill" zu lange und zu gut, zudem obliege die Preisvergabe nicht nur ihm. Blut, Schweiß und Tränen, die in dem Eröffnungsstreifen Aronofskys eine vielleicht zu übermächtige Rolle spielen, könnten dem Juryvorsitzenden allerdings doch gut gefallen haben.

Venedig muss sparen

Am Lido kamen Autogrammjäger an, die bereits nachmittags den roten Teppich suchten, viele enttäuscht, dass ihr Superstar George Clooney diesmal nicht mit von der Partie ist. Entschädigen sollte sie endlich Natalie Portman, die zusammen mit Vincent Cassel rechtzeitig für die Premiere von "Black Swan" angereist war. Mehr Experimente und mehr junge Regisseure, weniger Stars und Sternchen, diese Losung hatte Festivalchef Müller ausgegeben. Venedig muss sparen. Und der Lido ist auch nicht die Croisette in Cannes - wollte und will dies nicht sein.

Eine zauberhafte Natalie Portman riss bereits die Filmkritiker und Medienschaffenden zu einem Beifallssturm hin. In "Black Swan" ist die extrem ehrgeizige und talentierte Tänzerin Nina (Portman) auserwählt, in einer "Schwanensee"-Choreographie den weißen wie auch den schwarzen Schwan zu tanzen. Und dies, obwohl die dunkle Seite - das Natürliche und Verführerische, aber auch Destruktive - der fragilen Frau abgeht. In dem Ensemble, das unter enormem Erfolgsdruck steht und Stress bis aufs Blut kennt, taucht dann ihre Konkurrentin (Mila Kunis) auf. Ein Reigen wilder Szenen und Alpträume im Kampf um die Spitzenplätze im Spitzenballett zeigt ein knallhartes Gewerbe, während auf der Bühne anmutig getanzt wird. Doch der Film mischt zu viel Blut ins Drama. Nur Natalie Portman erhebt darin schon mal Anspruch auf einen Preis.

Text: APA, Audio: ORF