Berater: Jetzt ist die Chance

Banken- und Transaktionssteuer zugleich

Eine Steuer auf Finanztransaktionen konnte bisher politisch nicht durchgesetzt werden. Doch jetzt stünden die Chancen dafür besser denn je - sie sollte jetzt kommen, am besten gemeinsam mit der Bankensteuer, sagt Sony Kapoor, Leiter und Gründer des Finanzforschungsinstitutes "Re-Define", das es sich zur Aufgabe gemacht hat, gegen die Macht der Finanzlobby zu kämpfen.

Mittagsjournal, 02.09.2010

Politischer Wille zur Veränderung

Sony Kapoor ist auf Einladung von SPÖ-Finanzstaatssekretär Andreas Schieder nach Wien gekommen. Seine Botschaft: Eine Finanztransaktionssteuer ist sinnvoll, schadet nicht und soll am besten gleich in Kombination mit einer Bankensteuer eingeführt werden: Lange wird über die Finanztransaktionssteuer schon geredet, lange ist nichts passiert. Jetzt stehen die Chancen so eine Steuer einzuführen, besser denn je, sagt Sony Kapoor. Denn aufgrund der Krise sei der politische Wille zur Veränderung da. Der große Vorteil: So eine Steuer bringe nicht nur Geld, sondern auch Informationen über riskante Transaktionen am Finanzmarkt, ein Argument das jetzt sogar vielen Skeptikern einleuchte, sagt Kapoor.

Keine Abwanderung zu befürchten

Auch wenn eine europäische oder gar internationale Einigung auf so eine Steuer momentan nicht wahrscheinlich sei, mache es für einzelne Länder trotzdem Sinn, sie einzuführen. In Österreich etwa könnte es so eine Steuer auf Aktien und Anleihengeschäfte geben, ähnlich der Börsenumsatzsteuer die abgeschafft wurde. Die Finanzbranche protestiert gegen solche Vorschläge, Investoren würden sofort abwandern wird befürchtet, die Handelsumsätze schrumpfen. Kapoor kontert: Das sei nicht der Fall, das würden einige Beispiele zeigen: In Großbritannien gebe es eine sogenannte Stamp Duty, auch Irland, Hong Kong oder Taiwann hätten Gebühren, nichts sei passiert.

Kontrolle des Risikos

Man könnte ja mit niedrigen Steuersätzen beginnen, den Effekt abwarten und die Steuer langsam erhöhen. Wichtig sei jetzt die Infrastruktur dafür zu schaffen. Im gleichen Atemzug plädiert Kapoor für die Einführung einer Bankensteuer. Denn Finanztransaktionssteuer und Bankensteuer seien natürliche Ergänzungen: Beide Maßnahmen würden helfen, das Risiko zu kontrollieren. Die Finanztransaktionssteuer würde riskante Geschäfte im Wertpapierhandel einschränken, weil sie teurer werden. Eine Bankensteuer würde die riskante Kreditvergabe einschränken, besonders kurzfristige Kredite müssten deshalb höher besteuert werden, sagt Kapoor.


Ungarn habe mit der umstrittenen Einführung dieser Steuer einen wichtigen Schritt gesetzt, denn jetzt sei man auch in anderen Ländern gezwungen, darüber zu reden. Natürlich wettern Banker gegen die Steuer, wie zuletzt Herbert Stepics, Chef der Raiffeisen International, sagt Kapoor.

Berater von UNO und IWF

Sony Kapoor war Investmentbanker, ist ausgestiegen und hat die Seite gewechselt. Sein Institut "Re-Define" berät Regierungen und Organisationen wie die UNO und den Internationalen Währungsfonds in Finanzfragen und versteht sich als Gegengewicht zur Finanzlobby, durch dessen Einfluss viele Reform-Ideen verwässert würden, sagt Kapoor.

Nächste Krise komme sicher wieder, jetzt müsse man die Werkzeuge zu ihrer Bekämpfung schaffen, sagt Kapoor. Finanzstaatssekretär Schieder, der Kapoor eingeladen hat, will über die Wiedereinführung der Börsenumsatzsteuer nachdenken, die Einführung einer Bankensteuer ist geplant.

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Re-Define