Projekte aus dem Ort heraus

Wilhelm Holzbauer ist 80

Kaum ein anderer österreichischer Architekt hat umfangreichere Baumassen umgesetzt als Wilhelm Holzbauer: Zu den prestigeträchtigsten zählen die Oper in Amsterdam, das Landhaus in Bregenz oder das Festspielhaus im deutschen Baden-Baden. In Erinnerung geblieben sind auch die Querelen um das Haus für Mozart in Salzburg, das nach langen Debatten 2006 eröffnet wurde.

Kultur aktuell, 03.09.2010

Die Architektur ist heute zu einem Design-Wettbewerb verkommen. Es geht nur noch um die äußere Form, die so exzessiv wie möglich sein muss, eben "Event-Architektur", kritisiert Wilhelm Holzbauer, während der soziale Aspekt so gut wie verschwunden sei. Damit nicht Bauten in Barcelona genauso aussehen wie in London, huldigt Holzbauer einem anderen Architekturverständnis. Er entwickle aus dem Ort heraus Projekte, so Holzbauer.

Mitbegründer der Arbeitsgruppe 4

Der Architekturkritiker Otto Kapfinger hat einmal gemeint, Holzbauer "hätte sich vom baukünstlerischen Revolutionär in einen architektonischen Konfektionär verwandelt". Denn noch mit der 1952 gegründeten Arbeitsgruppe 4 hatte Holzbauer zusammen mit Kurrent und Spalt wesentliche Entwicklungen in der Architektur vorweggenommen. Die Arbeitsgruppe 4 hatte sich beim Architekturstudium bei Clemens Holzmeister kennen gelernt.

"Keiner von uns ist ein Holzmeister-Schüler in dem Sinn geworden, dass wir versucht haben, die Architektur des Holzmeister aufzunehmen und zu verarbeiten. Unsere Götter war auch nicht der Holzmeister sondern Mis van der Rohe, Gropius, Breuer", erinnert sich Holzbauer.

Der Vielbeschäftigte

Gemeinsam ist Holzbauers Bauten die unübersehbare Wucht der Architektursprache. Allein in Wien baute der Vielbeschäftigte Bürobauten in der Lassallestraße, den Andromedaturm auf der Donauplatte, die Ringstraßen-Galerien oder die neue Fassade der Volksoper. Den Vorwurf, dass die arrivierten Architekten viel leichter an Aufträge herankämen, hat Holzbauer einmal so gekontert: "Das war genauso wie wir jung waren." Junge Architekten hätten heute sogar viel größere Chancen als damals, so Holzbauer.

Außerdem: Selbst wenn der Wettbewerb gewonnen sei, kämen dann noch andere Widrigkeiten. Er habe gerade den Wettbewerb für ein Konzerthaus in Konstanz gewonnen. Das Projekt sei dann an einer Bürgerbefragung gescheitert - wie auch andere Projekte, das Stadtschloss in Berlin etwa. Eine komische Zeit für Architekten, sagt Wilhelm Holzbauer, der noch lange nicht ans Aufhören denkt.