Neues Buch "Eskandar"

Siba Shakib in der Hauptbücherei Wien

Siba Shakib wurde im Iran geboren und hat in Teheran eine deutsche Schule besucht. Studiert hat sie in Deutschland und international bekannt wurde sie 2002 mit ihrem ersten Buch "Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen". In Wien präsentierte sie ihren jüngsten Roman: "Eskandar".

Kultur aktuell, 04.09.2010

Vor fünf Jahren, als Mahmud Ahmadinedschad zum ersten Mal Regierungschef im Iran wurde, hat Siba Shakib mit der Arbeit an ihrem Roman begonnen - aus Verzweiflung, wie sie sagt:

"Für mich war es unerträglich zu sehen, in welchen Moloch dieses Land getrieben wird und welche Ungerechtigkeiten dort entstehen und welcher Hass dort entsteht. Und auch welcher Hass im Ausland gegen den Iran geschürt und aufgebaut wird, ohne dass man weiß, woher kommt das?"

Die Geschichte des Iran

Woher das kommt erfährt man durch die Geschichte von Eskandar. Anno 1908 wird er als Leibeigener im Süden des Iran geboren. Schon als Kind wagt er sich aus dem Dorf - über den Berg, wo die Farangi, die Fremden, nach Erdöl suchen. In Teheran lebt er als Diener im Haus des Khans und dort entdeckt man auch seine Begabung fürs Geschichtenerzählen - die weiß auch Siba Shakib zu nutzen.

Auf über 500 Seiten lässt Shakib Eskandar die Geschichte seines Landes aus, die politischen Umwälzungen eines ganzen Jahrhunderts ausbreiten - und die Hoffnungen nach dem Sturz des Schah-Regimes. Dann kam die Revolution.

Die Hoffnung bleibt

"Wir haben die Hoffnung gehabt, dass jetzt alles gut wird", sagt Shakib. "Jetzt sind wir 30 Jahre nach dem Sturz des Schah, es ist ein gigantischer Betrug passiert bei den letzten Wahlen und wieder haben wir Hoffnung. Shiva Nazar Ahari zum Beispiel, die jetzt im Gefängnis sitzt; heute soll über ihren Kopf entschieden werden – und die Hoffnung bleibt."

Seit dem 20. Dezember 2009 ist die 26-jährige Menschenrechtsaktivistin im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran inhaftiert, vorgeworfen wird ihr "Feindschaft gegen Gott". Am 4. September findet die Gerichtsverhandlung statt. Die internationale Organisation "Reporter ohne Grenzen" hat am 2. September eine Petition zur Freilassung von Shiva Nazar Ahari an die iranische Botschaft in Berlin übergeben - 3.770 Personen aus über 60 Ländern haben unterschrieben.

Internationale Solidarität - das ist es, was den Menschen im Iran Hoffnung gibt, sagt Siba Shakib. Und in diesem Sinn sei der Wahlbetrug nach den Präsidentschaftswahlen im Juni des Vorjahres ein Glück gewesen. Der Wahlbetrug sei das Thema, auf das sich jetzt alle Unzufriedenen einigen können. Aus dieser Bewegung entwickle sich eine neue Dynamik.

Textfassung: Ruth Halle

Service

Siba Shakib, "Eskandar", Bertelsmann Verlag

Bertelsmann - Siba Shakib