Spekulationen um Machtwechsel

Nordkorea: Größter Parteitag seit Jahrzehnten

Nordkorea plant einem Medienbericht zufolge den größten Parteitag seit 30 Jahren, bei dem möglicherweise Staatschef Kim Jong-Il einen wichtigen Posten an einen seiner Söhne vergeben will. Pjöngjang hat einen Termin für die Wahl neuer Parteivorsitzender angekündigt und damit Spekulationen geschürt, Kim könnte dort seinen jüngsten Sohn Kim Jong-Un auf seine Nachfolge vorbereiten.

Morgenjournal, 07.09.2010

Strenge Geheimhaltung

In Regimes, die ihre Wichtigkeit gern durch Geheimniskrämerei unterstreichen, also nach dem Motto, je geheimer, desto wichtiger, sieht man sich am besten an, wie es beim letzten Mal gelaufen ist. Das hilft im Fall eines Nordkoreanischen Parteitags allerdings wenig. Damals wurde dort nämlich erst darüber berichtet als er schon wieder vorbei war. Fest steht: seit gestern strömen 2.000 Delegierte aus dem ganzen Land nach Pjöngjang. Ein Ereignis, das ein bedeutsames Kapitel einläute, stehe bevor, schreiben Staatsmedien.

Schwerkranker Machthaber

Zuletzt hatte der Parteitag 2 Tage nach der offiziellen Mitteilung vom Eintreffen begonnen. Diesmal könnte es aber auch erst der Donnerstag sein, meinen nordkoreanische Quellen. Damals, das war vor 44 Jahren. Was weit länger zurück liegt als dieses Tondokument: Ehre den heldenhaften Soldaten der Befreiungsarmee, ruft ein noch jüngerer Kim Jong-Il, nachzuhören auf einer Enzyklopädie, die vor wenigen Monaten erschienen ist. Der heute 67 Jahre alte, offenbar schwerkranke Machthaber Nordkoreas, der den Staat von seinem Vater, Staatsgründer Kim Il-Sung geerbt hat, bereitet nun den nächsten politischen Generationenwechsel vor. Und wieder im wahrsten Sinne des Wortes.

Kein Kurswechsel zu erwarten

Die Kims sind entschlossen, ihre kommunistische Dynastie fortzuführen. Kims Sohn Kim Jong-Un, der jüngste von dreien, soll dafür in Position gebracht werden. Beobachter rechnen damit, dass er in das Zentralkomitee gewählt werden wird um dann einen Posten im Politbüro oder als Parteisekretär zu erhalten.

Über den künftigen starken Mann gibt es nur spärliche Informationen. Nicht einmal ein genaues Geburtsdatum ist überliefert. Etwa 27 Jahre ist er alt, es gibt nur ein öffentliches Foto von ihm aus Kindertagen, und zur Schule gegangen ist er in der Schweiz. Was ein ehemaliger Koch der Kims gegenüber südkoreanischen Medien zu sagen hat, lässt kaum auf einen Reformer hoffen: Kim Junior ähnle seinem Vater nicht nur äußerlich. Er habe auch seinen Charakter geerbt.

Das Massengymnastikspektakel Arirang, bei dem tausende Mitwirkende jeden Sommer den Staat und seine Führung glorifizieren, schien zuletzt jedoch anderes vermitteln zu wollen. Hinter der Abkürzung CNC, die auch mit bunten Kartons dargestellt wurde und für Computer numerical control steht, soll sich tatsächlich nicht nur ein umständlicher Code für Modernisierung verbergen, sondern der Code für den Mann, der diese tragen soll: nämlich Kim Jong-Un.

Besuch in China

Die Staatsmedien sind voll mit Berichten über diese Abkürzung. Wie Modernisierung beim Nachbarn China läuft, davon konnte sich der Thronfolger Ende vergangenen Monats selbst überzeugen als er seinen Vater auf seine in diesem Jahr schon zweite China-Reise begleitet hat. Auch diese wurde übrigens offiziell erst bestätigt, als sie wieder vorbei war. Wie immer, eben.