Berlin für bessere Integration

Mehr Migranten als Lehrer

Auch in Deutschland gibt es die Debatte um Ausländer und mangelnde Integrationsbereitschaft. Die deutsche Bundesregierung will jetzt mehr Lehrer mit Migrationshintergrund an die Schulen bringen.

Mittagsjournal, 08.09.2010

Fokus auf Eingliederung

Österreich braucht Zuwanderung, trotzdem baut man für Ausländer, die ins Land wollen, lieber Hürden auf, als ihnen zu helfen, sich schneller bei uns einzuleben. Deutschkenntnisse schon vor dem Start ins neue Leben und überhaupt - wenn möglich sollen nur die Besten kommen. Auch in Deutschland gibt es die Debatte um Ausländer und mangelnde Integrationsbereitschaft - und auch provokante bis fragwürdige Äußerungen wie die von Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin, doch es gibt auch eine Integrationsbeauftragte der Regierung und - Politiker aller Parlamentsparteien denken - wenn auch mit unterschiedlichen Ansätzen, darüber nach, wie die Eingliederung in die Gesellschaft besser funktionieren kann. Stichwort Integrationsplan.

Eile mit Programm

Der Temin sei Zufall, wird betont, und doch scheint die Bekanntgabe des bundesweiten Integrationsprogramms für Deutschland in ziemlicher Eile angesetzt worden zu sein, ausgerechnet während einer Auslandsreise der Integrations- Staatsekretärin Maria Böhmer. Innenminister Thomas de Maiziere stellt Maßnahmen vor, mit denen Deutschland Einwanderer besser eingliedern will in seine Gesellschaft, etwas mehr als eine Woche, nachdem Thilo Sarrazins Buch "Deutschland schafft sich ab" massive Kritik an der Einwanderungspolitik und den mangelnden Willen zur Integration bei muslimischen Einwandern als einen der Gründe für eine angeblich drohende Verdummung des Landes angeprangert hat.

Sprachkenntnisse einfordern

In den Grundzügen erinnert das Programm an die Sozialreformen vor einigen Jahren, als das Fordern und Förden zur Maxime erhoben wurde, jetzt stellt auch der Innenminister klar, dass beide Gruppen, Deutsche und Einwanderer, in Zukunft voneinander etwas zu fordern haben sollten.

Als wichtige Fördermaßnahme gilt hier das Bestehen darauf, dass Einwanderer Kenntnisse der deutschen Sprache erwerben und dass auch die zweite Einwanderer-Generation schon sehr früh auf ihre Sprachkenntnisse abgeklopft werden soll.

Einwanderer-Kinder hinken sehr weit nach, wenn es um die Zahl von Schulabschlüssen und abgeschlossenen Ausbildungswegen zum Beruf geht. Der Innenminister betont, die größten Schwierigkeiten hätte man da mit der Zwischengeneration. Die erste Einwanderer-Generation hätte sich weitgehend eingefügt ins deutsche System, diejenigen, die zuletzt gekommen sind, hätten ohnehin schon im Ausland erworbene Deutschkenntnisse nachweisen müssen, aber bei denen, die dazwischen sitzen, seien Verweigerung von Sprach- und Bildungserwerb besonders oft zu finden.

Mehr Migranten als Lehrer

Ein möglicher Ansatz zur Abhilfe wird im neuen Integrationsprogramm erwähnt, Deutschland sollte sich vermehrt darum bemühen, Einwanderer-Kinder für den Lehrerberuf zu interessieren, es wären Menschen, die als sogenannten Multiplikatoren werden sollen, dadurch, dass den folgenden Generationen den Wert der Bildung durch persönliches Beispiel vermitteln können.

Ruf nach mehr Zuwanderer

Für weiteren Diskussionsstoff sorgt unterdessen der prominente deutsche Wirtschaftsforscher Klaus Zimmermann. Er sagt, Deutschland brauche wegen seiner schrumpfenden Bevölkerung dringend mehr Zuwanderer, rund eine halbe Million pro Jahr sei nötig, wenn Deutschland seine Wirtschaftskraft erhalten wolle. Die Alternativen: Entweder ein Schrumpfen des Wohlstandes oder die Regel, dass alle Erwerbstätigen im Land bis ins stolze Alter von siebzig Jahren an der Arbeit bleiben.