Rektorenchef warnt
Lage an Unis "dramatisch"
Die Lage an den Unis ist tatsächlich dramatisch, bestätigt der Vorsitzende der Universitätenkonferenz, Hans Sünkel. Studiengebühren allein wären keine Lösung. Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) fordert, dass Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) das Uni-Budget erhöht und lehnt Studiengebühren neuerlich ab.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 08.09.2010
Geldnot der Universitäten, Klaus Webhofer
Rektorenchef bestätigt Ernst der Lage
Die Lage an den Unis sei tatsächlich dramatisch, bestätigt Sünkel die Aussagen von Wissenschaftsministerin Karl. Auch Sünkel sieht neben Karl selbst vor allem Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) gefordert. Mindestens 300 Millionen Euro pro Jahr ab 2013 bräuchten demnach die Unis.
Studiengebühren nur zusätzlich
Die Einführung von Studiengebühren wäre nach Ansicht Sünkel nicht die Lösung und kein "Allheilmittel": Die Universitäten benötigten eine solide, nachhaltige Finanzierung. Studiengebühren wären zusätzlich, als "Add-on", interessant, so Sünkel. Das Grundbudget der Universitäten von 6,5 Milliarden Euro müsste um zumindest zehn Prozent erhöht werden, um den Status Quo fortschreiben zu können, fordert er.
Sünkel hofft, dass Horrorszenarien, wie von Ministerin Karl skizziert, nicht Platz greifen und die Einsparung von 70 Prozent der Professoren nur symbolisch gemeint sei. Man mache sich aber Gedanken über Restrukturierungen und Redimensionierungen nach 2012. Unterstützung für zusätzliche Mittel für die Bildung erwartet der Rektorenchef durch die jüngste OECD-Studie.
"Studiengebühren kein Allheilmittel"
Der Vorsitzende der Universitätenkonferenz, Hans Sünkel, im Mittagsjournal-Interview vom 08.09.2010 mit
Schmied: Uni-Budget erhöhen
Unterrichtsminister Claudia Schmied (SPÖ) warnt ebenfalls vor dem Erstellen von Horrorszenarien über die Zukunft der Universitäten. Sie zeigt heute aber teilweises Verständnis für die Aussagen der Wissenschaftsministerin zu Uni-Schließungen und Personalabbau. Allerdings lehnt Schmied nach wie vor das Einheben von Studiengebühren ab und legt keinen eigenen Finanzierungsvorschlag für die Unis vor. Statt dessen sagt Schmied: Das Budget für die Universitäten müsse in Zukunft erhöht werden, man brauche eine "Offensivstrategie" und Finanzierungskonzepte. Da sei aber in erster Linie der Finanzminister gefordert. Vorher müsse laut Schmied genau herausgefunden werden, wie viel Geld die Unis wofür wirklich brauchen.
Mittagsjournal, 08.09.2010
Weitere Reaktionen
Unterdessen wirft SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas der ÖVP-Wissenschaftsministerin Verunsicherungspolitik vor. Die Hochschülerschaft wiederum sieht die ÖVP als selbst schuld an der Lage der Unis, schließlich seien ÖVP-Minister seit Jahren sowohl für Universitäten wie für Finanzen regierungszuständig.
Warnungen seit längerem
6,51 Milliarden Euro haben die österreichischen Unis von 2010 bis 2012 als Gesamtbudget zur Verfügung. Das sind rund zehn Prozent mehr als in der vergangenen Periode. 2014 ist dann angeblich Schluss mit den Erhöhungen: Die Rektoren warnen schon seit einiger Zeit, dass in diesem Fall rund 3.000 von den rund 40.000 Personen, die derzeit an den Unis lehren, abgebaut werden müssten.
Wenig Sparpotenzial bei Professoren
Fakt ist: Die Personalkosten machen einen großen Teil der Uni-Budgets aus, die meisten Lehrenden sind keine Professoren, sondern befristete Assistenten und Projektmitarbeiter. Ihre Verträge könnte man einfach auslaufen lassen und wäre sie damit brutal gesprochen einfach los. Anders bei den Professoren: Sie sind faktisch unkündbar, weil sie entweder noch Beamte alten Stils sind oder neue Verträge nach Leistungsvereinbarungen haben. Eine Beispielzahl: Von den 8.000 Lehrenden und Forschenden der Universität Wien sind nur 370 Professoren. Das Einsparungspotential ist bei ihnen also gering.