Experten und Parteien zu CO2-Kennzeichnung

"Fußabdruck": Geteiltes Echo

Die Grünen wollen umweltfreundliches Einkaufen leichter machen: Der "ökologische Fußabdruck" sollte auf jedem Produkt im Handel ausgewiesen werden, so Grünen-Sprecherin Eva Glawischnig. Damit könnte man feststellen, wie viel CO2-Belastung man mitkauft. Experten halten eine Lebensmittelkennzeichnung für sinnvoll, politische Reaktionen sind unterschiedlich.

Mittagsjournal, 09.09.2010

Ökologisches Rechenmodell

Der ökologische Fußabdruck ist ein Rechenmodell, das Wissenschaftler in den 90er-Jahren entwickelt haben. Es vermittelt ein Bild von den ökologischen Grenzen unseres Planeten, indem es den Pro-Kopf-Verbrauch an Ressourcen ausrechnet. Frei nach dem Motto: Wie viele Planeten von der Qualität der Erde wären nötig, wenn alle 6,7 Milliarden Menschen die gleiche Ressourcenmenge verbrauchen würden wie man selbst?

Leben über Umweltverhältnisse

Franko Petri vom World Wide Fund for Nature (WWF) hebt hervor, dass der "ökologische Fußabdruck" vieles umfasst: Baustoffe, Grund und Boden, Wasserverbrauch, Verkehr, Energieverbrauch. Dementsprechend hätte derzeit jeder Mensch 2,1 Hektar zur Verfügung hätte. Die Österreicher würden aber fünf Hektar verbrauchen, also doppelt so viel wie möglich wäre. Ein Amerikaner verbrauche zehn Hektar.

Ungleichgewicht korrigieren

Bewusster Konsum von öko-schonenden Produkten wäre eine Methode, dieses Ungleichgewicht ein bisschen zu korrigieren, sagt Franko Petri. Dabei gehe es nicht mehr um die Frage von hohem Energieverbrauch aus Bequemlichkeit, sondern darum, dass eine Welt, in der das Umweltsystem einmal gekippt ist, wohl mehr als ungemütlich werden würde für alles, was da auf ihr kreucht und fleucht, also auch und vor allem für uns Menschen, meint Franko Petri.

Grundsätzlich guter Vorschlag

Eva Glawischnig und den Grünen stimmt Franko Petri grundsätzlich zu: Das sei ein guter Vorschlag, weil der Konsument dann selbst entscheiden könne, welches Produkt er kaufen will. Heimische Produkte würden billiger und importierte teurer, "und das ist genau das, was Sinn macht."

Eine kleine Einschränkung oder besser gesagt Nachfrage an die Grünen hätte WWF-Mann Franko Petri allerdings noch. Bei ihrem Vorstoß ist lediglich vom "CO2-Footprint" die Rede und das beziehe sich nur auf die Klimaproblematik. Es gebe aber noch andere Themen wie den Land- oder Wasserverbrauch, und der sei offenbar in diesem Vorschlag nicht enthalten, sagt der WWF-Experte.

Mittagsjournal, 09.09.2010

Die politischen Reaktionen fallen unterschiedlich aus: von ablehnend über verhalten bis sehr positiv.

Für "deutliche Kennzeichnung"

Die SPÖ findet den grünen Vorschlag gut, ja sogar eine sehr vernünftige Idee. Umweltsprecherin Petra Bayr ist Feuer und Flamme für eine Kennzeichnung aller Produkte hinsichtlich ihrer CO2-Belastung. Würde diese gleich EU-weit eingeführt, wäre das freilich von Vorteil. Und weiters meint Bayr, der Aufdruck müsste deutlich lesbar und nichts Kleingedrucktes sein. Einer zusätzlichen Steuer auf Produkte mit großem "Fußabdruck" steht Bayr zwar skeptisch gegenüber. Sie schlägt aber einen anderen Weg der Kostengerechtigkeit vor: So sollten umweltbelastende Einwegflaschen verteuert, Mehrwegflaschen verbilligt werden.

"Alleingang sinnlos"

Im Umweltministerium, das zur ÖVP gehört, ist man vom Vorschlag der Grünen schon weniger begeistert. Grundsätzlich ja, heißt es aus dem Büro von Minister Nikolaus Berlakovich, aber man müsste auf eine internatiopnale Regelung warten, an der ja schon gearbeitet werde; es sei sinnlos, würde Österreich allein versuchen, Pickerl auf Produkte aufzubringen, die weltweit gehandelt werden.

Auf die Herkunft kommt es an

Eher wenig Zustimmung kommt von FPÖ und BZÖ. Der freiheitliche Umweltsprecher Norbert Hofer hält die Idee vom Fußabdruck-Pickerl für zu kurz gegriffen: Wesentlich sei vor allem, aus welche Region ein Produkt stammt. Wenn man Produkte aus der näheren Umgebung kaufe, sei der Transportweg kürzer und damit auch die CO2-Belastung geringer.

Konsumenten nicht belasten

BZÖ-Umweltsprecher Robert Lugar stößt sich vor allem an der Idee von Eva Glawischnig, man könnte Produkte mit großem Fußabdruck auch noch höher besteuern. Denn damit würden wie bei einer Mehrwertsteuererhöhung die Konsumenten belastet und daher sei das der falsche Weg.

Greenpeace an Stöger

Wenig überraschend unterstützt die Umweltorganisation Greenpeace den grünen Vorschlag; Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ), der auch für Lebensmittelsicherheit zuständig ist, wird aufgefordert, eine verständliche Kennzeichnung zu schaffen und sich auch bei der EU-Kommission für eine europaweite Regelung einzusetzen.