ETH und Uni St.Gallen ächzen

Hürden für ausländische Studenten

Nicht nur die österreichischen Universitäten ächzen unter dem Andrang ausländischer Studenten, auch die Schweizer Spitzenuniversitäten. Nun wollen sie gegensteuern. Ohne Beschränkungen sei die Qualität der Ausbildung gefährdet, befürchten vor allem die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) in Zürich und die Universität St. Gallen.

Morgenjournal, 11.09.2010

ETH an ihren Grenzen

Die Schweizer Spitzenuniversitäten fürchten um ihren Ruf. Grund ist der Ansturm von ausländischen Studenten. Besonders prekär ist die Situation im Master-Studium. Hier gerät etwa die berühmte ETH an ihre Grenzen, sagt Rektorin Heidi Wunderli. Heuer hätten sich 2.600 Studenten aus 60 Ländern für das Studium angemeldet. Das mache Probleme bei den Laborplätzen und der Betreuung. Und das beeinflusse die Qualität eines Studiums.

Qualitätskriterien eingeführt

Den ausländischen Studenten kommt eine Regelung im Schweizer Studiensystem zugute. Sie dürfen hier nach dem Bachelor-Studium automatisch zum Master antreten. Dies auch, wenn sie dazu in ihren Heimatländern nicht zugelassen würden. Mit diesem Automatismus soll nun Schluss sein, sagt die Rektorin der ETH in Zürich, Heidi Wunderli. Von nun an müssten ausländische Masterstudenten an der ETH bestimmte Qualitätskriterien erfüllen. Das sei auch mit den Bologna-Bestimmungen vereinbar, sagt Rektorin Heidi Wunderli: "Die Lissabon-Konvention der EU sieht auch vor, dass man aufgrund von Lücken Auflagen machen kann oder die Aufnahme verweigern kann."

Auch St. Gallen ächzt

Auch die renommierte Universität St. Gallen ächzt unter dem Andrang ausländischer Studenten. In den letzten Jahren seien die Studentenzahlen um 50 Prozent explodiert, die Engpässe bei Infrastruktur und Personal seien kaum mehr zu bewältigen, sagt der für die Lehre zuständige Prorektor Thomas Dyllik.

Inzwischen prüft auch die Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten Selektionskriterien. So könnten Kontingente für Master-Studiengänge eingeführt werden und die Hochschulen ihre Studenten auswählen.

Studenten protestieren

Heftige Proteste kommen jedoch von Seiten der Schweizer Studenten. Viele Studenten müssten dann die Uni mit einem Bachelor-Abschluss verlassen, der auf dem Schweizer Markt nicht gefragt sei, sagt Rahel Siegrist vom Verband der Schweizer Studierendenschaften. Bachelor gelte in der Schweiz nicht als abgeschlossene Grundausbildung, so Siegrist.

Der Präsident der Rektorenkonferenz, Antonio Loprieno, beruhigt, die Selektion würde vor allem ausländische Studenten betreffen. Bis Jahresende wollen die Rektoren über Maßnahmen gegen den Ansturm auf Schweizer Unis entscheiden.