Tagung in Linz

Vergessene Arbeiterkultur

Am Wochenende hat in Linz bereits zum 51. Mal die Tagung der ITH (Tagung der HistorikerInnen der Arbeiter- und anderer sozialer Bewegungen) stattgefunden. Der Titel der dreitägigen Veranstaltung war "Arbeiterbewegungen in globalen Erinnerungsprozessen".

Ein verlassenes Forschungsfeld

Die traditionelle Arbeiterkulturforschung ist - zumindest in Europa - in die Krise gekommen. In den historischen Wissenschaften ist von Arbeiterkultur heute kaum mehr die Rede, so die einhellige Meinung der Arbeiterkulturforscher.

Ab den späten 1980er Jahren ist der Holocaustdiskurs ganz massiv in den Vordergrund getreten, von Arbeiterkultur war kaum mehr die Rede. Das liege vor allem daran, dass die klassischen Industriearbeiter mit 40-Stunden-Woche und Sozialversicherung zu einer kleinen Minderheit geworden sind.

Neue Themen

Die gesellschaftlichen Umbrüche - Stichworte: prekäre Arbeitsverhältnisse, soziale Unsicherheit, working poor - haben auch den Arbeiterkulturforschern neue Forschungsfelder eröffnet.

Es gehe heute weit mehr um soziale Bewegungen und deren Überlebensstrategie und in einer globalen Welt auch um die Erforschung der Arbeitsbedingungen in den Ländern der sogenannten Dritten Welt, wie etwa die kaum noch erforschte Arbeiterkultur in Afrika.

"Lohnarbeiter im fixen Arbeitsverhältnis machen nur einen winzigen Teil der Arbeiter in Afrika aus. Ein großer Teil lebt in informellen Verhältnissen - Taglöhner, Arbeiter ohne fixe Verträge, die sehr stark ihre Subsistenz noch aus dem ländlichen Umfeld ziehen", meint Berthold Unfried, Historiker und Präsident der ITH.

In Afrika sind Formen der Arbeitsverhältnisse vorherrschend, die auch zunehmend im industriellen Norden zu finden sind. Ein wichtiges künftiges Forschungsfeld wird auch die Geschichte des Kolonialismus aus der Perspektive der arbeitenden Bevölkerung sein, so das Resümee der ITH-Tagung in Linz.

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