Streit um libysches Engagement bei der Bank
UniCredit-Chef Profumo tritt zurück
UniCredit-Chef Alessandro Profumo tritt im Streit mit dem Vorstand der Bank zurück. Profumo hatte Libyen ein stärkeres Engagement in der Bank verschafft, zum Missfallen des Vorstand. Mit einem Rücktrittsbrief ist Profumo offenbar einer Entscheidung des Aufsichtsrats zuvorgekommen.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 21.09.2010
Brief an Aktionäre
Es war ein Tauziehen bis zuletzt - offenbar ohne Erfolg und so hat UniCredit-Chef Alessandro Profumo seine Entscheidung getroffen, noch bevor der Aufsichtsrat zu einer außerordentlichen Sitzung zusammentreten sollte. In einem Brief soll Profumo, laut italienischen Agentur-Meldungen, seine Beweggründe dargelegt haben. Das Schreiben an die Aktionäre hat der UniCredit-Konzernchef im Mailänder Hauptsitz der Großbank zurückgelassen, dann hat er das Gebäude mit dem Auto verlassen. Zur Stunde gibt es dazu aus den Chefetagen der Bankengruppe keine Aussage.
Geschäfte mit Libyen
Nur soviel: Die außerordentlich anberaumte Aufsichtsratssitzung soll trotzdem stattfinden. Profumo hat offenbar aus den massiven Angriffen gegen seine Person die Konsequenzen gezogen. Italienische Hauptaktionäre, die deutschen Partner, allen voran UniCredt-Aufsichtsratspräsident Dieter Rampl, und die Lega Nord hatten ihn zuletzt wegen seiner Geschäfte mit Libyen scharf kritisiert. Durch jüngste Käufe hatten sich die Anteile Libyens von knapp unter 5 Prozent auf mehr als 7 Prozent erhöht. Doch die Geschäfte mit Libyen scheinen nur die Spitze des Eisbergs gewesen zu sein.
Drastische Personalkürzungen stehen bevor
Denn tatsächlich dauert der bankeninterne Konflikt schon viele Monate. Die Entscheidung Profumos trifft die UniCredit jedenfalls in einem heiklen Augenblick. In den kommenden Monaten soll es zu drastischen Personalkürzungen kommen, von bis zu 4700 Mitarbeitern ist dabei die Rede. Für Profumo hätten die libyschen Investoren eine Art Gegengewicht sein sollen. Doch die öffentliche Kritik an dem Geschäft mit Libyen war zu groß.
"Unkoordinierter Abgang"
Analyse von Michael Csoklich, Ö1 Mittagsjournal, 22.09.2010