Erste Premiere von Meyer/Welser-Möst
"Lucrezia Borgia" in der Wiener Staatsoper
In der Wiener Staatsoper gibt es am Samstag, 2. Oktober 2010 die erste Opernpremiere der neuen Direktion Dominique Meyer/Franz Welser-Möst zu hören. Zu hören deshalb, weil es sich um eine konzertante Opernproduktion handelt: Gaetano Donizettis "Lucrezia Borgia" mit Edita Gruberova in der Titelpartie.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 01.10.2010
38 Jahre Zerbinetta
Es ist ihre jüngste Partie: Vor eineinhalb Jahren hat Edita Gruberova in München die Lucrezia zum ersten Mal gesungen - in der Regie von Christof Loy. Sie hat damit ihren "belcantistischen" Weg fortgesetzt, nachdem sie Koloraturpartien wie ihre Leibpartie, die Zerbinetta in Richard Strauss' "Aridadne auf Naxos", endgültig und unwiderruflich zurückgelegt hat.
"Mein Gott, die Zerbinetta habe ich immerhin 38 Jahre gesungen und eigentlich alles, was drinnen war, ausgeschöpft", so die Sängerin. "Inzwischen habe ich mich dem Belcanto gewidmet und folgerichtig alles erarbeitet, was für mich annehmbar schien und was meine Stimme vertragen konnte - und das bis zur Norma. Das ist vorläufig letzte Produktion, die 'Lucrezia Borgia', aber es kommt noch ein Bellini. Ich bleibe bei Belcanto."
Blutrünstiges Opernlibretto
Liebe, vermeintliche Untreue, Gift und Mord - Gaetano Donizetti bediente sich dieser geradezu idealen Ingredienzien für ein blutrünstiges Opernlibretto um Lucrezia Borgia die uneheliche Tochter Kardinal Rodrigo Borgias, des späteren Papst Alexander VI.
Lucrezias Leben diente als Vorlage vieler künstlerischer Darstellungen, Bücher und Filme. Meist wurde sie als Femme fatale dargestellt, was sie aber gar nicht war. Ihre Leben war tragisch, vom Tod etlicher ihrer neun Kinder und der Blutrünstigkeit ihres Vaters und ihres Bruders bestimmt, der auch einen ihrer vier Ehemänner hatte ermorden lassen.
Frei erfundene Handlung
Vioctor Hugo schrieb über Lucrezia Borgia eine Tragödie, zu der Gaetano Donizetti 1833 auf der Basis eines Librettos von Felice Romani eine Oper komponierte, deren ziemlich wilde, frei erfundene Handlung Lucrezia als vermeintliche Ehebrecherin und liebende Mutter in den Vordergrund des Geschehens stellt.
"Ich bin sehr froh, dass die Figur musikalisch so dargestellt wird, denn es sind wunderbare Emotionen in der Musik - das entspricht sehr meinem Naturell, meinem Empfinden und natürlich auch meiner Stimme", so Gruberova.
120 Jahre Pause für "Lucrezia Borgia"
In Wien war Lucrezia Borgia erstmals 1839 zu hören gewesen, war sehr beliebt, zählte bis zum Ende des Jahrhunderts zu den gängigen Repertoirestücken des Hauses. Nun ist sie nach fast 120 Jahren Pause dort wieder zu hören.
An der Seite von Edita Gruberova sind José Bros, Michele Pertusi und Laura Polverelli zu hören. Gaetano Donizettis "Lucrezia Borgia" ist bis 18. Oktober 2010 fünf Mal an der Wiener Staatsoper zu hören.