Arno Geiger dramatisiert
"Schöne Freunde" in Bregenz
Arno Geiger, der Autor von Bestsellern wie "Es geht uns gut" und "Alles über Sally" wird von Intendanten immer wieder um ein Stück fürs Theater gebeten. Er hat das bisher verweigert. Dem Vorarlberger Landestheater hat Geiger nun die Rechte für eine Bühnenfassung seines Romans "Schöne Freunde" gegeben.
8. April 2017, 21:58
In einer Textfassung von Dorothee Bauerle-Willert hat "Schöne Freunde" am 1. Oktober 2010 Premiere.
Mittagsjournal, 01.10.2010
Grubenunglück
Ein kleines Haus, dessen Wände sich zu Dorf, Fabrikshalle und Schiff drehen lassen, bildet die Szenerie. hier steht Carlo Kovac und denkt an den Tag, an dem das Leben aus den Fugen geriet.
"Das spielt an einem Ort, wo ein Grubenunglück stattfindet. Jegliche Form von Katastrophe kann Auslöser dafür sein, dass wir unsere Heimat verlieren, dass wir unseren Bezugspunkt verlieren und dadurch in einer völlig dekonstruierten Welt unterwegs sind und uns im Nirgendwo verlieren", sagt Regisseur Alexander Kubelka.
Doppelter Carlo
Ob nun der trunksüchtige Direktor Grüneisen oder Sprengmeister Binder, ob Schlamperei oder Zufall das Unglück herbeiführten, dafür interessiert sich Carlo Kovac nicht. Für ihn geht es ausschließlich um die betroffenen Menschen. In Arno Geigers Roman ist Carlo ein halbwüchsiges Kind - in der Bühnenfassung werden aus ihm zwei Personen.
"Wir haben lange getüftelt, wie wir die reflektierende Ebene auf der einen Seite, als auch die tatsächlich im Augenblick erlebende Ebene von Carlo Kovac, diesem Kind, auf die Bühne bringen können. Wir haben das mit einem Kniff geschafft, indem wir zwei Kovacs haben: einen älteren, reflektierenden, Erinnerungsarbeit leistenden Kovac, und einen jungen, der die Welt mit offenen Augen erlebt, völlig pur, verletzlich, enthusiastisch, empört, lernen wollend, neugierig", so der Regisseur.